Haben Dani Rabin und Danny Markovitch das Debüt 2009 noch als Duo eingespielt, wurde die Besetzung für „Breaking The Cycle“ auf Bandgröße erweitert. Was gleich im ersten Stück „Loopy“ zu einem hörenswerten, genau richtig langen Drum-/Percussioneinsatz im Rampenlichtt führt. Ansonsten verleiht Paul Wertico dem gesamten Stück eine leicht hektische Spannung, vor der Rabin an der Gitarre und Markovitchs Saxophon mal abwechselnd, mal gemeinsam brillieren. Das ist perlender, treibender Jazzrock mit dezenten Orientanleihen erster Güte.
Danach geht es mit „A Serious Man“ sanfter weiter. Cooler, urbaner Jazz, der jeder saumseligen Unverbindlichkeit aus dem Weg geht. „Breaking The Cycle“ swingt. Hier sind Könner am Werk, die hervorragend harmonieren und nicht auf Teufel komm raus ihre wohl vorhandenen technischen Fertigkeiten vorführen müssen. Deshalb haben sie auch keine Probleme damit, ihre Ideen in kurze Songs zu packen. Der zu Herzen gehende Jazzfolk von „Winds of Grace“ ist zum Abschluss mit seinen achteinhalb Minuten ein glatter Ausreißer.
MARBIN spielen sich schelmisch und gut gelaunt durch ein breites musikalisches Spektrum, ohne dass „Breaking The Cycle“ von Zerrissenheit zeugt. Ganz im Gegenteil. Jazzrock von seltener Balance. Und die jungen Herren trauen sich was: ein herzallerliebstes Wiegenlied (Mom’s Song), rumpligen Blues, zu dem nur noch die Stimme von TOM WAITS fehlt („Bar Stomp“), was aber die Gitarre präzise und schneidend übernimmt. Dann gibt es noch das hymnische „Outdoor Revolution“, das mal eben CHUCK MANGIONEs Magnum Opus „Children Of Sanchez“ in drei Minuten neu interpretiert; mit „Western Sky“ die Jazzvariante von ENNIO MORRICONEs "C'Era Una Volta Il West", den stimmungsvollen Noir-Schleicher „Burning Match“, mit Grüßen an BILL FRISELL, der einmal mehr auch das exzellente Bassspiel Steve Brodbys zum genussvollen Hinhörer macht.
Jeder Song auf „Breaking The Cycle“ hat seine Meriten, bei manchem wünscht man sich, er wäre ein wenig länger („Claire’s Indigo“), da noch nicht alle Facetten ausgereizt sind. Aber gerade diese Zurückhaltung, die Fähigkeit zur Auslassung macht einen Teil des besonderen Charmes aus.
Und wenn am Ende das Album mit dem großartigen, hochgradig wehmütigen „Winds Of Grace“ ausklingt, dem einzigen Song mit Lyrics (auf „Mom’s Song“ und „Western Sky“ geben Matt Davidson und Leslie Beukelmann den wortlosen Chor), weiß man, das Dani Rabin und Danny Markovitch ihr Pulver noch lange nicht verschossen haben.
FAZIT: Manchmal gibt es Alben, von denen man nichts erwartet, außer sich überraschen zu lassen. In die eine wie andere Richtung. Im Falle von MARBIN und „Breaking The Cycle“ ein voller Erfolg. Andernorts stand sinngemäß, MARBIN erhöben Easy Listening auf ein ganz neues Level. Stimmt irgendwie und ist doch zu wenig. Es gibt keine nervenzerrenden Momente auf dem zweiten Album, das die „beiden Dannies“ mit kompetenter Unterstützung eingespielt haben. Mit „Mom’s Song“ ist gar ein musikalischer Zuckerschock par excellence an Bord (trotzdem ergreifend, wenn man sich darauf einlässt). Aber „Breaking The Cycle“ lohnt immer das genaue Zuhören, denn es passiert ungeheuer viel und das oft gleichzeitig. Meist völlig unaufdringlich. Die ganz schwere Kunst einfach zu erscheinen. Ist MARBIN durchgehend gelungen. Fantastisches Album!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2011
Steve Rodby
Matt Davidson & Leslie Beukelman (3,6), Daniel White (11)
Dani Rabin
Paul Wertico, Makay McCraven (4), Jamey Haddad (2,4,6,8,9,10),
Danny Markovitch (saxophone)
Moonjune Records
43:15
15.03.2011