Wem der Name nichts sagt: NEIL TAYLOR hat gitarristisch mit den Großen des Pop-Geschäfts gearbeitet: Tina Turner, Take That, Peter Gabriel und viele mehr stehen in seinem Lebenslauf. Da klingt es plausibel, das "No Self Control" ausdrücklich kein Gitarrenhelden-Album ist.
Einen Drummer gibt es nicht, und die Musik des 50-Jährigen spielt sich eingedenk des in der Einleitung Gesagten im Bereich Erwachsenen-Pop ab Darunter verstehen darf man allgemeinverträgliche Radiomusik, die andererseits nicht plump der Bespaßung dient, sondern von teils durchaus nicht beliebigen, sondern nahbaren Lyrics sowie eben gefälligen Arrangements beziehungsweise Melodien lebt. "Don’t Drive My Car" gereicht TAYLOR zum Clubhit zumindest für die Ü-30-Party, "Walk Away" ist Nachprogramm-Musik der sehnsuchtsvollen Art, und "Everybody Seems To Know My Name" wirkt mit seinen schrägen Keyboards und quirligen Melodien wie eine Avant-Pop-Schote von TALK TALK.
"Would You Love Me" versetzt in die Eighties zurück: Gitarrenschleier senken sich über pochendem Basspuls, das Ganze getragen von fließenden Gesangsmelodien und unterkühlter Dramatik. "Dream Machine" klingt noch technoider, wohingegen "I Never Said" nicht das einzige Stück ist, das man mit Phil Collins' Solomaterial gleichsetzen kann. Die Inszenierung der Lieder von NEIL TAYLOR ist nichts weniger als cremig, so man sich auf intelligenten Mainstream versteht. "Heavy Grinder" weckt ROXETTE-Assoziationen, und "Blood From A Stone" und "Cocaine Blues" sind weitere Klangexperimente, wie sie Jeff Beck etwa auf seinem Album "Beck" verzapft hat - singendes Leadspiel vor tanzbarem Geplucker.
"Rewriting History" steht alledem als traditionelleres Geachtel gegenüber, ebenso die eher schwache Ballade "Here It Comes". Der wiederum elektronisch und lärmige Titeltrack zum Schluss hinterlässt zurecht den Eindruck eines akustischen Potpourri im gediegenen Kontext. Ecken und Brüche sucht man vergebens, doch dafür erhält man eingängige Musik am Rande des Rock, die vor allem Produzenten- und Arrangeur-Herzen ansprechen dürfte. Tief ans Durchschnittshörerherz geht hier wenig mehr außer ein paar Lippenbekenntnisse in den Texten, so man sich davon angesprochen fühlt.
FAZIT: NEIL TAYLOR spielten urtypisch britische Popmusik für die Moderne, schrammt dabei aber weitgehend an emotionalen Oberflächen. Wem aber Kafeehaus-Beschallung und Major-würdige FM-Kost liegt, der darf ein Ohr riskieren.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2011
Steve Torch
Sachi Copley
Neil Taylor
Hypertension / Soulfood
45:00
23.09.2011