Bands wie NIGHTWISH navigieren sich, ohne dass sie es merken, in Richtung Selbstkarikatur, EVANESCENCE und WITHIN TEMPTATION haben sich den Gesetzen des kompositorischen Gleitmitteltums ergeben und sind seit Jahren ebenfalls in TV-Senderwerbespots vertreten, andere fraugefrontete Metal- und Rockbands hingegen bleiben in ihrer Entwicklung einfach stehen und bedienen so ihre treue Fanbasis, nicht weniger, nicht mehr.
NEMESEA aus den Niederlanden scheinen hingegen nicht den Weg, den Sound etwas zu modernisieren und peppen ihr Alternative-Metal-Pop-Gemisch mit etwas Elektronik in Form pluckernder EBM-/Electro-Synthies der melodischen Sorte auf, doch auch balladeske, symphonische und nu-metallische Szenen und Akte werden auf der akustischen Bühne präsentiert – und mit Manda Ophuis hat die Band eine Frau am Gesangsapparat, die äußerst fähig ist und mit einer kräftigen, glockenklaren, nonaffektierten Stimme auftrumpft, die auch in den höchsten Tonlagen nie gekünstelt oder gepresst wirkt.
Sicherlich sind NEMESEA in manchen Momenten ebenfalls ganz schön, sagen wir massenkompatibel, ebenso ist die Produktion etwas arg keimfrei geraten. Es wäre allerdings gut möglich, dass, wenn eine organischere Produktion gewählt worden wäre, die messerscharfen Wechsel und die Dynamik der Stücke gar nicht mal so gut gewirkt hätten doch der Fünfer wirkt nie so, als würde er aus Kalkül handeln, sondern einfach aus einer Pop-Affinität heraus, die von Herzen kommt, und das ist etwas, was vielen Bands eingängiger, rockend-metallischer Natur ein wenig abgeht: Etwas von innen heraus zu tun und nicht mit auf die Verkaufszahlen gewandtem Blick.
FAZIT: „The Quiet Resistance“ ist ein „heavenly voices“-Werk der qualitativ gehobenen Sorte, das weitestgehend ohne Kitsch auskommt, stattdessen Schmackes und Gefühl innehat.
Lustig ist übrigens der Bonustrack „Allein“, in dem die Band den STAHLZEIT-Sänger Heli Reissenweber ins Studio geholt haben, dessen Truppe sich bekanntlich der Reproduktion von RAMMSTEIN-Songs widmet. RAMMESEA oder NEMSTEIN ist das Ergebnis... sozusagen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.12.2011
Sonny Onderwater
Manda Ophuis
Hendrik Jan de Jong
Lasse Dellbrugge
Frank van der Star
Napalm Records
55:52
18.11.2011