Ein Neurom ist eine gutartige Knotenbildung, die nach Durchtrennung eines peripheren Nervs (Neurektomie) an der Stelle des Defekts entstehen kann. Das lehrt die allwissende Wikipedia. Außerdem weiß sie auch, was "Extremophile" sind: Als extremophil werden Organismen bezeichnet, die sich extremen Umweltbedingungen angepasst haben, die im Allgemeinen als lebensfeindlich betrachtet werden. Dabei handelt es sich meist um einzellige Mikroorganismen. Ein gewisses biologisch-medizinisches Interesse scheint bei der britischen Band NEUROMA also vorhanden zu sein - neben derb schrägem Humor.
Der Eindruck verfestigt sich, wenn man sich die Songtitel auf dem Debütalbum "Extremophile" anschaut: so ist von einer Hühner-Pudel-Suppe die Rede (is' klar...), von halb gehäuteten, attraktiven Frauen mittleren Alters, die aus der Sicht junger und auch älterer Männer und Frauen eine attraktive Sexualpartnerin darstellen (so erklärt Wikipedia den Begriff "milf") sowie der Liebe zu jungen Tausendfüßlern... Ob sich jedoch "Cyclopath" tatsächlich auf die gleichnamige App für Fahrradfahrer bezieht, darf bezweifelt werden. Und schließlich bezeichnet der Begriff "Quadraspaz" entweder einen Körperklaus (wobei das wohl noch eine nette Umschreibung ist) oder den unkontrollierten Zustand, in dem man sich nach exzessivstem Alkoholgenuss befinden kann.
Doch genug zu den Inhalten, kommen wir zur Musik. Die - und das überrascht jetzt weniger - ist schön derber Death Metal der amerikanischen Brutal-Sorte. Das Schöne daran ist, dass NEUROMA diesen zum einen ziemlich gut beherrschen, zum anderen gelingt ihnen auch der Spagat auf dem schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Frickelei. Das sorgt dafür, dass der Hörer trotz der Breaks und technischen Spielereien nicht ermüdet. Besonders gelungen sind dabei die Momente, in denen die Herren aus Liverpool in Höchstgeschwindigkeit drauf los prügeln, ohne an Tightness einzubüßen. Dann setzt man auch auf vergleichsweise simple Riffs, während es in den groovigeren Parts etwas schräger und komplexer wird. Der sehr klare Sound steht dem derben Knüppelcharakter in keinster Weise im Wege, im Gegenteil, man ist sogar schon fast ein bisschen überrascht, wie gut sich das Debütalbum dieser Band, die bislang nur wenige kennen dürften und die auf einem genauso unbekannten Label ist, sich anhört.
FAZIT: Eine gute Balance aus Technik, Härte und ansprechendem Songwriting macht "Extremophile" zu einer gelungenen ersten Full-length-Visitenkarte, die man nicht unbedingt aus England erwartet hätte.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2011
Joe Mortimer
Gregg Cowell
Matt Jones, Paul
Harry Kokelaar
Grindscene / Code7
42:23
01.09.2011