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Noctem: Oblivion

Stil: Black / Death Metal

Cover: Noctem: Oblivion

Ja, den Bandnamen gab es schon einige Male … Diese charmanten Herren schwadronieren über den üblichen misanthropischen Popanz beziehungsweise schlimme Religionen und bezeugen gleichzeitig im Intro eine Affinität zu den ollen Maya. Im Faschings-Klamottenladen war man auch, ehe der Kameramann fürs ganz viel antikosmische Bandfoto knipsen durfte …

Klar, NOCTEM spielen extremen Metal zwischen Death und Black, können ein bisschen solieren (schön im Opener "The Arrival of the False Gods") und klingen produktionstechnisch nicht allzu aufgeblasen. Den teils-teils-Gesang (Grunz und Kreisch) lässt man sich von Hipster-Truppen häufig ähnlich gefallen, was das Quintett ganz trefflich zu seinem Label passen lässt. Im Gegensatz zu den völlig überbewerteten BEHEMOTH fallen die Riffs auf "Oblivion" ausdrücklich nicht der Vergessenheit anheim. Während Drummer Darko noch etwas menschlicher zu sein scheint als sein maschinell angetriebener Kollege aus Polen, verzapft der Rest der Meute einige Tracks mit Wiedererkennungswert - und man hört gar den Bass, etwa im kehlig an der morbiden Angel hängenden "Universal Disorder" … oh, es geht gar ohne Verzerrer, die Herren Helion und Exo. "Abnegation and Brutality" passt als Überschall-Thrasher mit dramatischen Melodiemotiven, die bei "Invictus" noch mitreißender ausfallen, perfekt ins düstere Bild.

"Sons of Hun-Vucub" verortet die Gruppe wieder in Südamerika, jedoch ohne jedwede World-Music-Momente, die bei den Könnern NILE so bestechend ausfallen. Hier ist es jedoch die Formkurve, die aufmerken lässt, zunächst negativ, denn hinten hinaus klingen NOCTEM eindeutig schwächer. Das sehr skandinavisch tönende "Unredemption" revidiert diesen Eindruck leicht … immer interessant, die Wortneuschöpfungen im Englischen all dieser feingeistig textenden Krassmetal-Bands … Dass die Combo letztlich überm Gros ihrer Mitstreiter steht, beweist sie mit dem interessant wie dennoch leicht zerfahren klingenden, fast viertelstündigen Titeltrack am Ende. Gute Sache, und trotz des Bandnamens gar nicht mal vorhersehbar, wiewohl stilistisch eindeutig an die Wand zu pinnen … natürlich am besten auf den Kopf gestellt, weil evil.

FAZIT: NOCTEM überzeugen auf "Oblivion" mit Brutalität und Gefühl gleichermaßen - auch fürs Komponieren, was sie allen Fans extremer Knüppelbands empfiehlt, die Pig-Squeals und tumben Deathcore-Quark nicht verdauen wollen … und ehrlich: Man hat die Schnauze jetzt schon voll von all dem Selbstmord-Unsinn und den neuen Biedermeiern (weil sich in sich selbst zurückziehende Spießer) im weiten, lichtlosen Feld der Metal-Subgenres. Ein hoch auf den Knüppel - er muss nicht immer ganz grob sein.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.06.2011

Tracklist

  1. Popol Vuh
  2. The Arrival of the False Gods
  3. Universal Disorder
  4. Abnegation and Brutality
  5. Invictus
  6. Sons of Hun-Vucub
  7. Seeking the Ruin of Souls
  8. Unredemption
  9. Q'uma'rka'aa'j
  10. A Borning Winged Snake
  11. Oblivion

Besetzung

  • Bass

    Ul

  • Gesang

    Beleth

  • Gitarre

    Helion, Exo

  • Schlagzeug

    Darko

Sonstiges

  • Label

    Rising Records / Cargo

  • Spieldauer

    54:20

  • Erscheinungsdatum

    10.06.2011

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