Wer von dem durch AC/DC bekannten Boogie-Hardrock nicht genug bekommen kann, hat bei OHRENFEINDT die Gelegenheit, das Ganze sogar mit deutschen Lyrics zu erleben. "Schwarz auf weiss" heißt das neue Werk, das vierte Studioalbum in der Discography der Truppe aus St. Pauli, und fällt sicherlich schon durch das neckische Artwork so manchem ins Auge.
OHRENFEINDT machen überhaupt keinen Hehl daraus, dass sie die Musik von AC/DC verehren (und ihre Heimat natürlich auch, wie zwei Songtitel verdeutlichen). Die Songs rocken geradlinig, bauen auf simplen Riffs auf und haben gut erarbeitete Höhepunkte – wie es sich für das Genre gehört.
Dass (zumindest nach meinem Empfinden) teilweise Riffs, Melodien und Aufbauten fast eins zu eins von den großen Vorbildern übernommen werden, mag den einen stören, den anderen animiert es eher noch mehr zum Abfeiern. Zumindest unterscheiden sich OHRENFEINDT durch die Sprache von einer unzählbaren Masse an AC/DC-Nachahmern. Und in den Lyrics verstecken sie Einiges an Witz. Die Texte von Stücken wie "'N Job in 'ner Bank", "Heul den Mond an" oder "So viele Fragen" sorgen sicherlich für manchen Schmunzler.
Ich will aber auch gar nicht abstreiten, dass OHRENFEINDT ihr musikalisches Handwerk verstehen. Wenn man im Rhythmus automatisch wippt und einem sogar beim CD-Hören hin und wieder das Bedürfnis zum Mitrocken überkommt, macht eine Band schon einiges richtig. Der Groove geht ins Blut, und einige Melodien und Refrains machen sich gut in den Gehörgängen breit.
Einzelne Anspieltipps zu bestimmen, ist allerdings schwer, da insgesamt ein gleichbleibendes Songwriting-Niveau gehalten wird. Es gibt keinen Top-Hit, aber auch keine Ausfälle. Mir persönlich gefallen "'N Job in 'ner Bank", "St. Pauli, du rockst", "Schwarz auf weiss", "Heul den Mond an" und "Zu jung, zu schnell" am Besten, doch hier werden die Meinungen sicherlich sehr variieren. Die technische Leistung des Trio ist soweit in Ordnung. Chris Laut ist wohl kaum der beste Sänger vor dem Herrn, doch seine rotzig-raue Stimme mit dem halbhohen Timbre passt irgendwie auch wieder perfekt zur Mucke.
FAZIT: Nicht gerade neu oder innovativ, was OHRENFEINDT auf "Schwarz auf weiss" vom Stapel lassen, aber es gelingt ihnen, den Sound recht unverbraucht wirken zu lassen. Dazu ist das Songwriting stets solide, und durch die Sprache hebt sich die Truppe aus St. Pauli außerdem von anderen Bands des Genre ab.
Ich persönlich bin vor allen Dingen davon überrascht, dass diese Mucke tatsächlich in deutsch funktioniert. Hätte ich vor dem Hören dieses Albums nicht geglaubt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2011
Chris Laut
Chris Laut
Dennis Henning
Flash Ostrock
Phoenix Records
44:10
15.04.2011