Ich mag Hamburg – aber nicht den FC St. Pauli. Ich mag Hardrock – aber nicht AC/DC. Schlechte Voraussetzungen also für OHRENFEINDT, die landläufig gern als „AC/DC von St. Pauli“ bezeichnet werden.
Doch was soll ich sagen: „Sie hat ihr Herz an St. Pauli verloren“, die Vorab-Single-CD als Appetizer zum Mitte April erscheinenden vierten Studio-Album „Schwarz auf weiß“ trifft voll ins Schwarze bei mir. Der Titeltrack ist ein lässiger Boogie-Rock’n’Roller mit Status-Quo-Anleihen, den man schon nach einmaligen Hören nicht mehr aus den Ohren bekommt. Sänger Chris Laut kann zwar nicht für fünf Pfennich singen, hat aber eine absolute geile Whiskey-Röhre in bester Bon-Scott-Manier, die wie Arsch auf Eimer zu der Musik von OHRENFEINDT passt. Dazu kommt der lockere Hamburger Slang, der den Lyrics den ganz besonderen Pfiff verpasst.
Das sentimentale „Wenn die Sonne untergeht“ mit latenten Western-Feeling gibt es in doppelter Ausführung: Einmal mit IN-EXTREMO-Sänger Michael Rhein als Duettpartner, einmal nur mit Chris Laut am Mikro – die Version mit dem „Letzten Einhorn“ passt ganz ordentlich zu dem getragenen Track. Mit „Was der Doktor mir verschrieben hat“ gibt’s noch einen netten Rocker, der es lediglich als Bonustrack auf die Digipak-Version der CD schaffen wird – nett, aber unspektakulär.
FAZIT: Man soll sich nicht von seinen Vorurteilen leiten lassen: Die Roggä von der Reeperbahn haben einen schweinecoolen Beat drauf, der sofort ins Bein geht, liefern astreine Texte, die aus dem Leben gegriffen sind und sofort mitgeschmettert werden können. Jungs, ich geb’s Euch „Schwarz auf weiß“: Ich hab mein Herz an OHRENFEINDT verloren!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2011
Chris Laut
Chris Laut
Dennis Henning
Flash Ostrock
Hirnsturm/Soulfood
14:26
18.03.2011