Jeder, der im letzten Jahr auf die erste EP dieser Band aus San Francisco gestoßen ist (vielleicht durch dieses <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Orchid/Through-The-Devils-Doorway/" rel="nofollow"target="_top">REVIEW</a> bei uns), wird diesem Album ziemlich sicher entgegen gefiebert haben. Denn die 4 Songs auf "Through The Devils Doorway", dem ersten musikalischen Lebenszeichen von ORCHID, waren ein prächtiger Ohrenschmaus für alle Freunde von Doom, Stoner, 70s-Hardrock und darüber hinaus. Und wer die EP besitzt (alle Anderen brauchen diese selbstredend noch), hat noch größeren Grund zur Freude: Auf dem jetzt endlich vorliegenden ersten Longplayer befinden sich ausschließlich neue Songs - die einem diesmal fast eine Stunde lang die Retrofreudentränen in die Augen treiben.
Das Quartett beglückt auf "Capricorn" erneut natürlich besonders Fans von Doombands wie TROUBLE, PENTAGRAM und natürlich BLACK SABBATH, aber auch von Retrosounds allgemein. Und dabei sind sie noch mal 'ne Ecke packender als zuletzt die ebenfalls großartigen VANDERBUYST und WOLF PEOPLE. Aber eigentlich sollte jeder, der mit dem Klang einer elektrischen Gitarre was anfangen kann, sich mit dieser Band beschäftigen.
Wie ORCHID es verstehen, ihre Musik mit Widerhaken zu versehen, ist einfach faszinierend. Egal welchen der enthaltenen 9 Song man auch nimmt, so gut wie jeder hat sich nach einigen Durchläufen extrem festgesetzt. "Eyes Behind The Wall", "Capricorn" oder das erst spät an Schwung zulegende "Black Funeral" - man summt diese Nummern mit ihrer hypnotischen Eingängigkeit auch nach Stunden noch unweigerlich mit. Denn selbst wenn es schleppend schwermütig wird und die BLACK-SABBATH-Anmut (aus Ozzy-Tagen) besonders durchschlägt, wie beim erwähnten "Black Funeral", bei "Down Into The Earth" oder bei "He Who Walks Alone", bei dem die Sologitarre im Mittelteil zusätzlich mit deutlichem SANTANA-Klang belegt wurde, klingt bei aller Heavieness zugleich auch alles easy und mit einer spirituellen, stets positiven Aura umgeben. Liegt es an der betörend psychedelischen Stimme von Theo Mindell? Ganz sicher. Aber gewiss auch an der tollen Gitarrenarbeit, der unterstützt durch den stets präsenten und unentbehrlichen Bass vielzählige, gefangennehmende Riffs entspringen und die ebenso durch die melodisch-singenden Solofahrten die Begeisterung anhaltend hoch hält. Nicht nur bei einer Nummer wie "Masters Of It All" hat man dabei als Hörer das Gefühl, die Musik tänzelt um einen herum und spielt allein nur für dich, um dich immer eindringlicher auf ihre Seite zu ziehen - dabei hat man sich zu diesem Zeitpunkt längst ergeben. Die nochmals gesteigerte Sabbath-Schwere von "Cosmonaut Of Three" lässt man da ebenso nur noch zu gerne über sich ergehen, wie die durch die schwebende Synthesizer scheinbar besonders auf die Psyche abzielenden "Electric Father" und "Albatross", letzteres erneut mit einer von SANTANA inspirierten Gitarre.
Die Aufmachung als Digipak mit 24-seitigem und ansprechend illustriertem Booklet ist dem Qualitätslevel der Musik durchaus würdig, darüber hinaus lohnt es sich, Ausschau nach der limitierten Auflage als Hardcoverbuch im Großformat inklusive Patch Ausschau zu halten.
FAZIT: Mann, sind die gut. ORCHID schaffen es, ihre Qualitäten und ihre Ausstrahlung auch über eine komplette Albumlänge zu verbreiten. "Capricorn" ist eine absolut mächtige Retro- und Doom-Veranstaltung - und in ihrem Sektor in diesem Jahr kaum mehr zu toppen.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.03.2011
Nickel
Theo Mindell
Mark Thomas Baker
Carter Kennedy
Theo Mindell (Percussions)
The Church Within Records
57:14
15.02.2011