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Pär Lindh Project: Time Mirror

Stil: Progressive Rock

Cover: Pär Lindh Project: Time Mirror

Zehn Jahre sind seit dem letzten Lebenszeichen des PÄR LINDH PROJECTs ins Land gezogen („Vini Vidi Vici“ erschien 2001). Grund für die lange Pause ist unter anderem der frühe Tod Magdalena Bergs, die 2007 einem Hirntumor erlag. Die schwere Nachfolge am Mikrofon tritt nun Al Lewis (STARCASTLE-Urgestein) an, der den vier Kompositionen gesanglich einen gewissen YES-Touch verpasst. Ansonsten klingt „Time Mirror“ nicht nach den britischen Prog-Größen. Die nunmehr fünfte Veröffentlichung des Schweden (die Live-Alben einmal ausgenommen) tönt eher wie ELP mit anachronistischer Sci-Fi-Modernität – anachronistisch, weil das Verständnis des Futuristischen direkt den Achtzigern entsprungen zu sein scheint. Auf Gitarrenarbeit verzichtet Pär Lindh konsequent: „Time Mirror“ ist ein reines Keyboard-Album. Die Tastenarbeit ist aber derart vielseitig und reichhaltig texturierend ausgefallen, dass der Sechssaiter eigentlich kaum vermisst wird. Reichlich Bombast, Neoklassik und echte Kirchenorgeln aus der Uppsala-Kathedrale vermengen sich mit dröhnenden Hammonds (Schlüsselreiz!), verspielten Ragtime-Momenten und ausgelassenem Saloon-Piano.

Gesanglich passiert nicht viel, denn „Time Mirror“ ist überwiegend ein Instrumental-Album. Al Lewis passt mit seiner in höheren Tonlagen angesiedelten Stimme zur Musik des Albums und verfällt glücklicherweise nicht in dieses progtypische, hoch-nasale, dünne Eunuchen-Ächzen, das manchen Prog-Klassiker ziemlich in den Kleister reitet. Tolle Gesangsmomente bietet „Time Mirror“ aber kaum, was schade ist, denn gerade eine sparsam eingesetzte Stimme kann tolle Effekte erzielen. Dafür setzt das dominante, melodiöse Bass-Spiel William Kopeckys einige Glanzpunkte, was dieser schon mit seinen Brüdern Joe und Paul (RIP) auf dem Instrumentalalbum „Blood“ beweisen durfte.

FAZIT: Pär Lindh lässt Keyboard-Fetischisten vor Wonne tüchtig einnässen, während Gitarren-Freaks nicht grundsätzlich vergrault werden (überwiegende Abwesenheit von allzu schlimmer digitaler Käsigkeit). Eingefleischte Fans von ELP, SPOCK’S BEARD, YES und vielleicht sogar dem LIQUID TENSION EXPERIMENT hören hier mal rein und addieren noch ein bis zwei Punkte dazu.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.03.2011

Tracklist

  1. Time Mirror
  2. Waltz Street
  3. With Death Unreconciled
  4. Sky Door

Besetzung

  • Bass

    Williasm Kopecky

  • Gesang

    Al Lewis

  • Keys

    Pär Lindh

  • Schlagzeug

    Al Lewis, Pär Lindh, Svetlan Råket, Stefan Bergman

  • Sonstiges

    Bo-Inge Svensson (Trompete), Anders Lagerqvist (Violine)

Sonstiges

  • Label

    Crimsonic/Just For Kicks

  • Spieldauer

    41:48

  • Erscheinungsdatum

    25.03.2011

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