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Pans Park: Tage wie diese

Stil: Deutschrock

Cover: Pans Park: Tage wie diese

PANS PARK aus Köln versprechen tatsächlich nicht zu viel, wenn sie ihre Musik als Mischung aus Deutschrock mit Pop- und (wenigen) Prog-Spitzen bezeichnen. Ihr zweites Album "Tage wie diese" ist ein echter Fall von: "Dass es das überhaupt noch gibt …"

"Boomerang" besticht gleich zu Beginn durch einen engagierten Text, dem die dynamische Komposition (kein andauernd stumpfes Geriffe, wohl ersonnene Melodien) in nichts nachsteht. "Der Weg" stellt den eher düsteren Gegenpart dazu dar, während die Tonfolgen ein wenig bemüht klingen, was im Übrigen auch für die Ballade "Anders" gilt. Der Text spricht hier jedoch umso tiefere Wahrheiten an: "Manche denken immer noch, wie sind wer … Wie froh man ist, wenn man weiß, was man will." Hier kommt Ralf Lorenz-Kleins kräftige Stimme mit charmantem Zungenschlag besonders deutlich zum Tragen. "Stalkerleben" spricht ein Zeitgeistproblem an und kommt musikalisch als laut-leiselnder Treiber daher, wobei der Singsang im Refrain etwas albern wirkt.

"Dreck" achtelt genauso wie "Was für ein Morgen" als programmatischer Rocker ins Ohr und räumt mit düsterer Vergangenheit auf, wie man PANS PARK überhaupt in diesem thematischen Kontext verstehen muss: Statt wie andere alles und jeden anzukacken, möchte Lorenz-Klein zuallererst bei sich selbst beginnen. Er stellt klar, dass er keine Energie zum Fingerzeigen verschwendet. "Sternenstaub" besticht vor allem instrumental als Mischung von Format-Poprock ohne Zuckerguss und einem an THE POLICE gebürsteten Rhythmus. Mit "Feuer meiner Seele" zeigt man zwar erneut ein anderes Gesicht, doch der Typ Schmalzballade steht den Musikern weniger; herrlich klingt zumindest das "isch" und "disch" ihres Sängers.

"Wenn der Blitz" dominiert der Bass, doch das eigentlich Interessante sind hier die Lyrics, die Fragen aufwerfen: Wen besingt man hier, wer wird vermisst und gleichzeitig als Wegweiser betrachtet? Da mutet das abschließende "Weite See" weit klarer an, denn der Titel allein gibt bereits die Richtung vor: Aufbruch und Positivismus, welche in unauffälligem - man darf Nullachtfuffzehn dazu sagen - Songwriting ein treffendes Medium findet. Da muss man nicht einmal von der Waterkant kommen. Mit Terrormieze Alexa stimmt man das Titelstück an, und wendet sich an den Underdog im Hörer, der sich nicht unterkriegen lassen soll. "Du hast das Pech geküsst", heißt es, und in Frankfurt hätte man vermutlich "gefickt" gesagt … Ja, PANS PARK empfehlen sich durchaus Fans von BÖHSE ONKELZ, zielen aber nicht plump auf deren Klientel ab, zumal sie musikalisch weit variabler agieren und thematisch letztlich doch breitgefächerter durch den Alltag wildern.

FAZIT: Man muss schon auf die latente Kumpelhaftigkeit können, die PANS PARK hervorkehren; davon abgesehen empfehlen die Kölner sich als gute Deutschrock-Band, die nicht unbedingt die Jugend anspricht, unpeinlich prosaische Texte verbrät und musikalisch bodenständig bleibt, ohne nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kürzen. Kompositorisch ist in jedem Fall aber noch Luft nach oben, während das Herz am rechten Fleck sitzt.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.09.2011

Tracklist

  1. Boomerang
  2. Tage wie diese
  3. Der Weg
  4. Anders
  5. Stalkerleben
  6. Dreck
  7. Sternenstaub
  8. Feuer meiner Seele
  9. Was für ein Morgen
  10. Wenn der Blitz
  11. Weite See

Besetzung

  • Bass

    Peter Kalinowski

  • Gesang

    Ralf Lorenz-Klein

  • Gitarre

    Roi Varandas, Markus Ritzmann

  • Schlagzeug

    Christian Knauer

Sonstiges

  • Label

    Busch Alternate / Radar

  • Spieldauer

    49:08

  • Erscheinungsdatum

    30.09.2011

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