Als hätte es einer LAIBACH-Kopie aus Russland bedurft, nerven PARZIVAL, so sie denn tatsächlich dem Mütterchen entsprungen sind, schon seit einigen Jahren mit abwegiger Deutschtümelei vor seichtem elektromusikalischen Hintergrund.
Die harten Gitarren nicht zu vergessen … So beweist man nach dem "Zeit 0"-Intro, dass man viel, viel RAMMSTEIN gehört und null kapiert hat. Neben
Wagnerschem Gebläse gibt es hier einen Till Lindemann auf extrem zu hören, geradezu lächerlich und ausdruckslos, dessen Großspurigkeit - wie überhaupt das gesamte Auftreten des Projekts - an der Zurechnungsfähigkeit von Rädelsführer Dimitrij Balevskij zweifeln lässt. "Nach Nord" lädt unpassend vor dem allumfassend martialische Hintergrund zum Tanzen ein, Streicherfanfaren miteinbezogen. Dem Eins-Zwei von "Sei bereit" mag man ähnliche Discoqualitäten andichten, jedoch kein profundes Unterbett, auf dem es sich wohlfühlen lässt. "Leben ist Fabrik" treibt vielmehr, und man will den Bezug zu verwandtem Drittreich-Vokabular wie "Menschenmaterial" im Geiste gar nicht ziehen, zu abgeschmackt wären die Assoziazionen: Ostband, Industrial-Einflüsse, geziert völkische Gesinnung beziehungsweise "objektive" Zurschaustellung (man versteht sich ja als Künstler) … Dennoch wirkt "Urheimat" furchtbar handzahm, weil es Klischees reitet, bis der Arsch wund ist.
"Der Anilingürtel" feiert offenbar die deutsche Chemieindustrie, und wieder: Man möchte nicht an Nazi-Handlanger wie die I.G. Farben denken. Da selbst die Mütter dieses Sound- und Ideologiekonzepts, die erwähnten Slowenen, sich mittlerweile thematisch nicht auf derlei Mumpitz beschränken und dies sowieso immer schon weit hintersinniger angepackt haben, sollten auch PARZIVAL einen Umschwung erwägen (vielleicht zum Fressehalten oder der "Aufarbeitung" des Stalinismus?). "Die spröde Welt" passt dahingehend trefflich - als abschließender Schlussstrich unter ein Album, das die Welt nicht braucht.
FAZIT: PARZIVAL pfriemeln Martial Industrial zum einstweiligen Tanzen und Kotzen zusammen. "Urheimat" ist strunzöde und auf billige Weise provokativ. So etwas gefällt bestimmt all jenen Konsorten vornehmlich nicht deutscher Herkunft, die sich gerne in NS-Devotionalienshops herumtreiben und Seitenscheitel über ihren Mänteln aus dem XtraX-Katalog tragen.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2011
Dimitrij Balevskij
VME / Soulfood
50:23
25.03.2011