Ich hoffe, hier erwartet nun keiner eine Textanalyse von mir! Dazu müsste ich nämlich erst mal sämtliche Gitarren- und Schlagzeugspuren runterdrehen und die neue Klospülung isolieren, die ebenso kaputt ist wie die auf den letzten PATHOLOGY-Geräuschaufnahmen und sie in Ultraslowmotion einem Linguisten vorspielen. Oder beim Label Songtexte anfordern, das ginge natürlich auch…
So denn auch das Cover als Geschichtenonkel einspringen darf, umgehen wir einfach die Vocals und stellen fest, dass man sich wohl von CANNIBAL CORPSE’schen Gore-Fantasien hin zur Zombie-Apokalypse à la „Evil Ernie“ bewegt, was die schicken Songtitel zu bestätigen scheinen. Das gefällt soweit, akustisch allerdings bleibt in der Breite alles beim Alten:
Der Herr am Mikro passt sich nämlich prima ins Gefüge ein und klingt in etwa so, wie das neue Cover von MACHINE HEAD aussieht – wie etwas Verreckendes, das sich mit letzter Kraft von seiner Geburtsstätte, der Toilette, wegzerrt. Woanders kriegt man so was als Gimmick oder Gag eingebaut – bei PATHOLOGY gibt’s das als Grundausstattung. Die Gags sind dann eine Meta-Stufe höher angesiedelt, als Zahnpastagegurgel oder Rülpser mit Zugabe nämlich. Was ja schon wieder lustig ist.
Und trotzdem: Selbst auf die kurze halbe Stunde ermüdet die primitive Gier nach Extremen ungemein, immer noch grindet sich das Quintett (warum eigentlich fünf Mann DAFÜR?) quer über das versiffte Linoleum und versucht dabei, möglichst abstoßend zu klingen. Die Monotonie ergibt sich durch das stets sauber gespielte, aber oft schon milliardenfach gehörte Riffing – „Ingestion Of Creation“ ist so ein typisches Grabbeltischteil. Dann überraschen die Herrschaften doch wieder mit verrückten Sachen wie ein, zwei kleinen Soli in „Hostility Towards Conformity“, die den Tag gleich wieder etwas aufhellen. Man muss aber schon mit voller Aufmerksamkeit zuhören, um solche Spitzfindigkeiten herauszuhören… seien wir ehrlich: Jonathan Hubers Gekehle gleicht einem Verkehrsunfall vor dem Bürofenster insofern, dass es von allem anderen ablenkt. Man sollte sich auf die Details konzentrieren, aber wie könnte man?
FAZIT: „Awaken To The Suffering“ reicht wie viele Grind- und Extreme-Death-Platten aus, um niedere Instinkte zu befriedigen (beispielsweise Abreaktion oder um den Stuhlgang zu erleichtern), weil PATHOLOGY zumindest ihre Instrumente beherrschen. Die ein, zwei Schnörkel werden auch vom aufrecht gehenden Publikum zur Kenntnis genommen. Insgesamt ist das aber mal wieder so absurd auf brutal gebürstet, dass es bei angeschmissenem Denkapparat nur zwei Emotionen hervorrufen kann: Langeweile oder süffisantes Amüsement. Aber wer sagt denn auch, dass man sein Gehirn hier anschalten sollte?
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2011
Oscar Ramirez
Jonathan Huber
Kevin Schwartz, Tim Tiszczenko
Dave Astor
Victory Records
31:43
16.09.2011