Erste Assoziationen mit dem eröffnenden Geknödel im Ohr: PENCILCASE haben ganz viel US-Breitbeinrock gehört. "Freaks" stünde den FOO FIGHTERS genauso gut wie den späten SOUNDGARDEN gerade wegen Fronter Toms Stimme. "Kansas City Shuffle" geizt demzufolge nicht mit zwischen klassischem Hard Rock und niemals weinerlichen Alternative rangierenden Songwriting-Perlen.
Das ist keine Floskel, wie man anhand vor Spielfreude überquellender Lieder wie "Dig" (geiler Jam, tolle Interaktion der Rhythmusgruppe) beweisen kann. Der Titeltrack zappelt daher, als hätten PENCILCASE arschwackelndem Indie-Publikum Maulschellen verpasst, während "Memory Milestones" an weise Singer-Songwriter zwischen Philadelphia und Südstaaten-Sumpf denken lässt. Die Deutschen können es auch kantig wie im steinern riffenden "Hybris" oder während des dennoch harmonischen "Living Like You're Dead". Die melancholische, aber wie gesagt nie jämmerliche Note gefällt vor allem in Gestalt von "MCA" zum Ende hin, wobei man PENCILCASE ausdrücklich dafür danken darf, dass sie die Spannungskurve über 14 Stücke und eine Stunde hinweg aufrechterhalten.
"Kansas City Shuffle" darf den Aachenern nicht nur im eigenen Lande zu Publikum verhelfen, denn ihr kreativer Umgang mit allem, was Gitarrenmusik mit Verzerrer gut macht, verleitet nicht nur Nebenbeihörer zu Jubelarien.
FAZIT: PENCILCASE zocken amerikanisch geprägten Rock (!) mit eigener Note und überzeugen dabei sowohl mit überdurchschnittlichem Songwriting als auch mit Spielfreude. "Kansas City Shuffle" klingt zudem angenehm wenig klugscheißerisch-studentenmäßig.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2011
Joscha Golzari, Michael Matuschek, Marius Stärk, Tim Matuschek
Xochipilli / New Music
60:56
18.11.2011