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Pentagram: Last Rites

Stil: Doom, Hard Rock

Cover: Pentagram: Last Rites

PENTAGRAM? „Nie gehört“, werden wohl viele bei diesem geschichtsträchtigen und doch relativ unbekanntem Namen sagen, der klischeebeladener kaum sein könnte. Ob man ihn wirklich in einem Atemzug mit BLACK SABBATH nennen sollte, sei mal dahingestellt, der Einfluss PENTAGRAMs auf die heutige Metalwelt ist aber keineswegs zu unterschätzen.

Schon 1971 gegründet, brauchte die als DEATH ROW gestartete Formation 14 Jahre bis zu ihrem ersten Longplayer „Relentless“, der zwei ihrer Demos enthielt. Nach den eher Heavy Metal zugewandten Songs der Siebziger, regierte hier Langsamkeit und Schwere, die gemeinhin später als Doom bezeichnet werden sollte. Nach den ersten drei Alben habe zumindest ich PENTAGRAM aus den Augen verloren, Gitarrist Victor Griffin war zwischenzeitlich bei seiner Band PLACE OF SKULLS zusammen mit dem derzeitigen Drummer Tim Tomaselli aktiv, wurde bekennender Christ, gab haarsträubende <a href="http://www.ox-fanzine.de/web/itv/2227/interviews.212.html">Interviews</a> und kehrte doch immer wieder mit Unterbrechungen zu PENTAGRAM zurück. Der andere Protagonist, Sänger Bobby Liebling, selbst schwer alkohol- und drogenkrank, hielt das Schiff mühsam auf schlingerndem Kurs, nicht ohne dem Schiffbruch mehr als nahe zu sein. Verstrahlung bis hin zur Reanimation hinter der Bühne hat nicht nur einen Phil Anselmo heimgesucht, auch Bobby Liebling wurde zum Opfer seines Lebenswandels, hat mittlerweile aber wohl die Kurve in Richtung Abstinenz gekriegt.

Betrachtet man jetzt „Last Rites“ nüchtern und im direkten Vergleich zu den ersten Werken der Band, hat eine hörbare Wandlung stattgefunden. Die Handschrift Victor Griffins an der Gitarre ist unverkennbar, nicht umsonst ist er mit dafür verantwortlich, dass Doom wie Doom klingt, aber bei vielen Songs hat sich hier ein Blues-Touch eingeschlichen, der PENTAGRAM ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Die Songs basieren weiterhin auf schweren Grundriffs und simplen Strukturen, in den vielen ausführlichen Soli zeigt Griffin, dass er als Gitarrist seit den Anfangstagen deutlich gereift ist und mittlerweile durch seine Gitarre sprechen kann.

Lieblings Stimme fasziniert gerade bei den langsamen und balladesken Songs wie „Into The Ground“, „Everything's Turning To Night“ oder „Windmills And Chimes“ mit unglaublich viel Gefühl und Gänsehautgarantie, macht aber auch bei den harten Rockern „Treat Me Right“ und „Call The Man“ zu Beginn von „Last Rites“ einen kraftvollen Eindruck. Das sehr hohe Niveau, mit der PENTAGRAM den Hörer über weite Strecken gefangen nimmt, kann die Band leider nur knapp 2/3 des Longplayer aufrecht erhalten, die Songs nach „Horseman“ schwächeln dann etwas, ein Manko, das bei der Hitdichte zuvor aber zu verschmerzen ist. Auch für den Soundfetischisten bleiben auf „Last Rites“ keine Wünsche offen, PENTAGRAM klingen phantastisch, der Sound ist organisch und warm, bleibt bei aller Dichte aber transparent. Viel besser kann man eine Doomband kaum aufnehmen.

FAZIT: „Back With A Bang“ würde man wohl auf neudeutsch sagen. PENTAGRAMs „Last Rites“ zeigt eindrucksvoll, warum die Band Heerscharen von späteren Doombands bewusst oder unbewusst beeinflusst hat. Da bleibt nur zu hoffen, dass die „Letzten Riten“ von der Band nicht zu wörtlich genommen werden. Phantastisch.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2011

Tracklist

  1. Treat Me Right
  2. Call The Man
  3. Into The Ground
  4. 8
  5. Everything's Turning To Night
  6. Windmills And Chimes
  7. American Dream
  8. Walk In Blue Light
  9. Horseman
  10. Death In 1st Person
  11. Nothing Left

Besetzung

  • Bass

    Greg Turle

  • Gesang

    Bobby Liebling

  • Gitarre

    Victor Griffin

  • Schlagzeug

    Tim Tomaselliy

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade

  • Spieldauer

    44:43

  • Erscheinungsdatum

    11.04.2011

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