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Perlaine: A Journey Into the Inside of Things Just Known From the Outside

Stil: Alternative / Indie

Cover: Perlaine: A Journey Into the Inside of Things Just Known From the Outside

Was für ein Albumtitel … und die passend epische Musik spielen die Süddeutschten dazu, aber ganz ohne prätentiöse Gebahren, die man oft erwarten darf, wenn die Indie-Szene sich an den großen Fragen des Lebens versucht. PERLAINE sind mit Recht stolz darauf, aus eben diesem Nimbus zu stammen, der hierzulande nicht erst seit gestern tolle, scheuklappenfrei kreative Töne verzapft (man denke an BLACKMAIL oder die den Terminus Independent lebenden POTHEAD), und dies weitgehend unbemerkt vom Ausland.

Dabei klingen auch die ehemaligen SUNBURN nicht typisch deutsch, gleich zu Beginn mit "Aurelio" noch sehr kratzig mit agilem Bass, hymnischem Gesang (toller Chorus) und entfesseltem Gitarrenspiel (Solo!). Fährt "The Bastard" hinterher in knätschig synthetische Gefilde, bleibt die über- und ergreifende Stimmung auch im laut-leiselnden "Cliffs of Dover" die gleiche: Versonnenheit oder gar unterschwellige Tragik ("Is there something more? I know that it's all over."). Bisweilen werden PERLAINE geradezu bombastisch trotz durchweg transparenter und ehrlich erdiger Produktion, etwa wenn sie zu Chorgesang greifen oder mit der Riffkelle austeilen (im flotten "Indian Bread" wie dem schleppenden "Blackmail" … huch!), aber auch während "Roses & Snake", das mit Geklingel und streicherartigen Sounds (sind's die Klampfen?) experimentiert. Im zerbrechlichen "The Yearning" berührt die Gruppe und verursacht auch textlich eine Gänsehaut ("Why do we all die alone?" - gute Frage …), doch der hier angedeutete Postrock-Ansatz - das berühmte Gitarrenwall-Aufbauen - wird nicht weiterverfolgt. Man dankt PERLAINE die strikte Absage an Klischees und freut sich trotz der weitgreifenden Ideen an einer stringent wie nicht uneingängig klingenden Scheibe, deren Refrains unter die Haut gehen.

Das leidenschaftliche "Butterfly Effect" nimmt dem frühen Highlight "Something that went wrong" nichts an mitreisender Urgewalt, wofür auch Toningenieur Jan Loewenhaupt gelobt werden darf, der PERLAINE die Luftigkeit nicht ausgetrieben hat. "Invisible Audience" peitscht und empfiehlt sich vor allem für die abhottende Gesellschaft unter den Hörern und Suchern als Anspieltipp. Vom Grunge auf dem noch unter altem Namen aufgenommenen "Loose Yourself" (sic!) ist kaum mehr etwas übrig, sieht man von der aufrichtigen Emotionalität ab; Diese zur Platte gewordene "Journey" ist ein gewaltiger Schritt nach vorn für die Band und in so vielen Belangen besser als ihre Frühwerke. Den Ausbund an Spannung namens "19:75" zum Abschluss hätte man 2005 so nicht hinbekommen. Von Amateurfunk hört man hier nicht einen Deut; diese Band empfiehlt sich für höhere Weihen, also auf die Bühnen mit euch - und das Publikum bringt Taschentücher wie Deoroller mit …

FAZIT: Die Musiker hinter PERLAINE haben das stärkste Album ihrer Karriere eingespielt und begeistern mit kontrolliert Entfesseltem, frischem Bekanntem sowie breiten Gefühlswänden gegen die Dünkel der Schubladen-Schmalhänse. "We're still waiting for the good times" - hier kommen sie.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2011

Tracklist

  1. Aurelio
  2. The Bastard
  3. Cliffs of Dover
  4. Something that went wrong
  5. Right before my eyes
  6. Indian Bread
  7. Blackmail
  8. The Yearning
  9. Roses & Snake
  10. Butterfly Effect
  11. Invisible Audience
  12. 19:75
  13. Simple things

Besetzung

  • Bass

    Phillip Niebisch

  • Gesang

    Ferdinando Reinl

  • Gitarre

    Lars Bischoff

  • Schlagzeug

    Mike Mueller

Sonstiges

  • Label

    Finest Noise / Radar

  • Spieldauer

    54:51

  • Erscheinungsdatum

    17.06.2011

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