Die Songs für „East Of Eden“ entstanden zwischen 1998 und 2003, gleichzeitig mit jenen Stücken, die ihren Platz auf PETER GEEs Vorgängeralbum „The Spiritual World“ fanden. Wer GEEs teils sehr spirituelle Solowerke kennt, hat gleich einen Schuldigen für die teils arg überzuckerten melodischen Momente seiner Stammband PENDRAGON gefunden. Wobei der Anteil dieser süßlich melodischen Parts seit „Believe“ stark reduziert wurde. Auf „East OF Eden“ gönnt PETER GEE ihnen zeitweise wieder sehr viel Raum. Als müsste verlorenes Gelände wieder erobert werden. Aber hat DAS wirklich jemand vermisst?
Wobei das Album mit einer faustdicken Überraschung beginnt (der einzigen allerdings, deren Intention nirgendwo wieder aufgegriffen wird). Nach einer kurzen eröffnenden Radiosequenz startet „Arabia“ als gelungene „Kashmir“-Paraphrase. GEE goes LED ZEPPELIN und macht das gar nicht übel. Auch „Falling Star“ ist ein Ausreißer, aber eher kleinerer Natur. Dezenter Funk, Fusion und ein Hauch von Disco meets ALAN PARSONS. Der perfekte Soundtrack für die Lounge eines Segelflughafens. Bereits mit dem nächsten Track „I Want Out“ begibt sich GEE dann in jenes Gebiet, in dem er sich besonders gut auskennt. Das des kuschelig, flauschigen, melodischen Progs. Höchst entspannt und vor allem in den kurzen Instrumentals, mit smarten Jazzanleihen und großen Orgeln, auf zurückhaltende und teilweise intime Art sehr ansprechend umgesetzt.
Ansonsten klingt die Musik nach dem kleinen Melodic-Rock-Geschwisterchen PENDRAGONs. Mit heftigem Pop-Einschlag. Und leider auch mit einigen verquasten und sülzigen Abstürzen. Wobei besonders die Tracks mit Frauennamen hervorstechen. „Emma“ ist so etwas wie eine Klavierstunde zum Frühstückstee, bevor es mit ROBBIE WILLIAMS in die Kirche geht, wo der moderne Pfarrer eine total smoothe Band vor den Altar beordert hat. „Belinda“ zum Schluss ist ABBA in hüftsteif. Negative Krönung des Ganzen ist aber „Andrea“, ein Name, der nach diesem pathetisch-grausamen Schleicher lange Zeit für Schüttelfrost sorgen wird. Da lobe ich mir selbst TOTO und „Rosanna“. „Oh spread your wings, Oh Andrea, So spread your wings, oh Andrea, oh Andrea“. Oh weia.
Gerne gibt PETER GEE auch seiner tiefen Gottesliebe und Spiritualität eine Plattform. Im Gegensatz zum Kollegen MORSE jubiliert er aber nicht nur, sondern stellt auch die Frage nach dem Wirken eines Gottes in einer Welt voller Kriege, Verbrechen und Missbrauch von Kindern, Schwachen überhaupt. Er hat zwar keine Antwort darauf, aber immerhin fragt er. Als Pamphlet einer schlichten, aber tief empfundenen Nachdenklichkeit berührt „Why?“ auf naive Art.
Handwerklich und klanglich ist das alles solide und sauber eingespielt und besitzt mit Steve Thorne und Damian Wilson zwei ausdrucksstarke Sänger, die für manch blasses Material sogar etwas überqualifiziert wirken.
FAZIT: So halten sich Licht und Schatten die Waage. Es gibt zwar etliche einschmeichelnde Melodien, nette Songs, die keinem wehtun und als Untermalung eines gut gelaunten Tages gerne im Hintergrund laufen dürfen. Doch auch, wenn diese Momente überwiegen, sind die Ausfälle kapitale Brocken. Schlimmster Melodic-Poprock-Kitsch. Weder edel noch hilfreich und schon gar nicht gut. Hätte man bei der exorbitanten Laufzeit der CD gerne drauf verzichten können.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2011
Peter Gee
Steve Thorne, Damian Wilson, Hayley Oliver (bv)
Peter Gee
Peter Gee
Steve Christey, Peter Gee
White Knight Records/Just For Kicks
71:43
19.08.2011