Ein bisschen läuft der gute PHIDEAUX Gefahr, in die Murmeltierfalle zu tappen. Wo sich das zur Band gemauserte Prog-Projekt eine Zeit lang stets zu mausern wusste und mit stilistischen Überraschungen aufwartete, huscht der Schatten der Reminiszenz am Rande des Blickfelds über den Plattenteller, währen das mittlerweile achte Album seine Runden dreht. Vielleicht schwingt das PHIDEAUX-Pendel stilistisch immer weniger aus und eicht sich nach und nach auf einen sinfonisch-warmen Prog-Rock-Standard, der zwar aufgrund von Phideauxs Wohlfühl-Stimmlage und seines kompositorischen Geschicks eine gewisse Markanz aufweist, aber früher oder später wie die Neal-Morsesche Stubenfliege immer und immer wieder mit der Nase gegen dieselbe Glasscheibe fliegt? Bloße Spekulation sind das selbstverständlich und zu wünschen wäre es dem sympathischen Bandkopf, der mittlerweile ein sehr festes Line-Up um sich geschart hat, natürlich nicht. Und ganz nebenbei ist „Snowtorch“ absolut kein schlechtes Album geworden. Wer allerdings PHIDEAUX in der Vergangenheit schon zu brav und bieder fand, wird hier auch in diesem Jahr keine Neuentdeckung auftun – wer hingegen schon immer eine Schwäche für PHIDEAUX-Klänge hatte, wird sich schon nach kurzer Zeit mehr als nur zuhause fühlen.
Einfach und doch liebevoll wie eine LP in CD-Größe aufgemacht („Oh By The Way“ – PINK FLOYDs Mini-Vinyl-Studio-Box-Set lässt grüßen) besteht „Snowtorch“ in der Hauptsache aus dem 35-minütigen, in zwei Teile aufgesplitteten Titeltrack. Durchdacht orchestriert und von einem musikalischen Leitmotiv zusammengehalten (wenn auch nicht in wagnerischer Tiefe) ist das klassische Longtrack-Kost in der Tradition alter Helden (ELP, GENTLE GIANT). PHIDEAUX-typische, wohlige Ah-Ah-Ah-Gesänge (inklusive reichhaltiger, weiblicher Unterstützung) stricken um moll-tönende Harmonien nicht mit der heißen Nadel, sondern mit Geschick Brücken zwischen relaxten, spacigen Passagen und gar nicht seelenlosen Frickel-Ausbrüchen. Singende Gitarren und schwelgerisches Saxophon gehen in den besten Momenten eine nahezu ekstatische Symbiose ein und forsches Unisono drückt mit Nachdruck seinen verspielten Rhythmus-Stempel ins Ohr.
Hin und wieder nerven die lieben Melodien und der viele Schönklang (das kurze „Helix“) und vor allem im Bereich des Gesangs fühlt man sich auf diesem Album immer wieder in „Doomsday Afternoon“-Zeiten zurückversetzt, aber es fällt dennoch schwer, sich den anachronistischen Klängen des altmodischen Tastenwerks zu entziehen, den modernen Farbtupfern, die aus „Snowtorch“ kein Retro-Album, sondern ein staubfreies, sinfonisches Rock-Album machen und den balsamisch lindernden Streicher-Arrangements, die sich mit harmonisch elektrifizierten Gitarren ein musikalisches Stelldichein geben.
FAZIT: „Snowtorch“ klingt ein wenig wie der kleine Bruder von „Doomsday Afternoon“: Nicht ganz so episch, weniger dunkel und irgendwie auch weniger inspiriert. Liebhaber der sinfonischen, intelligent arrangierten Rock-Musik werden dennoch ihre helle Freude an PHIDEAUXs achtem Studioalbum haben und über die leichte Redundanz, die sich in das Schaffen dieser Band eingeschlichen hat, wohlwollend hinwegsehen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2011
Matthew Kennedy
Phideaux Xavier, Johnny Unicorn, Linda Ruttan Moldawsky, Molly Ruttan, Valerie Gracious, Ariel Farber
Phideaux Xavier, Gabriel Moffat
Johnny Unicorn, Mark Sherkus
Rich Hutchins
Phideaux Xavier, Mark Sherkus (Piano), Johnny Unicorn (Saxophon), Ariel Farber (Violine), Stefanie Fife (Cello), Chris Bleth (Flöte, Sopran-Saxophon)
Bloodfish/Just For Kicks
44:48
21.04.2011