Ein singender Drummer führt diese Berliner Grubenpferde an, und als wolle man der alten Bergbau-Zeit Rechnung tragen, verdammt man sich nicht nur mit dem Bandnamen zum Dasein im Untergrund: Der Sound von PITPONY spricht ein Nischenpublikum mit Hang zu finsterem Riffrock an.
Stefan Karg trommelt nicht nur energisch, sondern grantelt sich auch sehr ausdrucksvoll durch die Songs, von denen gleich "A Thought For Sore Minds" und "Hit And Run" den stilistischen Weg vorzeichnen: PITPONY haben gewiss eine Menge Noise goutiert, allen voran SHELLAC oder SONIC YOUTH, wenngleich sie nicht nur die grobe Kelle kennen. Das basslastige "Hollow Days, Precious Nights" knüpft einen angelegentlich sachten Stimmungsteppich mit fast postrockigen Fäden, und auf einmal klingt der trommelnde Sänger sogar verletzlich.
"Average" haftet ein wenig der Ruch kantiger NIRVANA an, lässt sich aber mit Hinblick auf den Refrain durchaus auch im Stoner-Dampfnebel einordnen. "Shotgun Love Song" darf man textlich als programmatisch für die Philosophie der Gruppe hervorkehren - herzlich mit der Brechstange gewissermaßen. In "Reign Over The Sea" lassen die Hauptstädter sich zu melodischen Schrägheiten hinreißen, was der Spannung dieses mit Laut und Leise spielenden, episch anmutenden Songs keinen abbricht. Solche Bedächtigkeit behalten PITPONY für den Weichzeichner "In Disguise Part 1" (Akkordeonsounds von Flos Keyboard?) bei.
Der zweite Teil des Songs kraftmeiert hingegen wie ehedem, wobei Stefan die Fäden mit seinem Sprechgesang in den Händen hält. Übrigens stehen die Lyrics nicht umsonst im Booklet, denn sie gehören gelesen und entfalten im Zusammenspiel mit der Musik eine Sogwirkung - wie es eigentlich immer sein sollte. Dass mit dem mäandernden "Take A Left Turn To The Right" sowie dem traurigen "When It Rains, It Pours" zwei der nachhaltigsten Tracks am Ende stehen, verweist auf die schreiberischen Qualitäten von PITPONY - trotz oder gerade wegen der Nischenmucke: Anchecken!
FAZIT: PITPONY stehen in feinster Labeltradition: "Greetings, Changeling" begrüßt im wahrsten Sinne des Wortes wenn nicht den Wendehals, dann den stets im Wandel begriffenen, weil sich selbst hinterfragenden Künstler im Spannungsfeld zwischen Noiserock und modernem Prog. Einmal mehr gilt: Wo sich Vergleiche verbieten, lauert Großartiges.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2011
Markus
Steff
Flo
Flo
Steff
The Finest Noise / Radar
48:39
04.11.2011