QUEENSRYCHE-Alben nach der letzten Großtat „Promised Land“ (1994) waren eine überwiegend unerfreuliche Angelegenheit. Dieser einst so wegweisenden Band war scheinbar ihre eigene Songwriting-Formel abhanden gekommen, wirklich Begeisterndes fand sich auf den vier Nachfolge-Alben eher selten. Auf dem 2009er Werk „American Soldier“ tauchten sie dann plötzlich wieder auf, diese Band-typischen Ohrwurm-Melodien, auch wenn vielleicht nicht jeder Schuss ein Treffer war. Diesen kleinen Kredit haben die Mannen um Geoff Tate mit ihrer neuesten Veröffentlichung „Dedicated To Chaos“ allerdings gleich wieder verspielt.
Wenn man an diesem Album etwas positiv hervorheben wollte, dann könnte es die Tatsache sein, dass die Band sich nicht wiederholt und auch 2011 noch versucht neue Elemente in den Bandsound zu integrieren. So gibt es neben Saxophon- bzw. Bläser-Einsätzen auch U2-artige Gitarren oder Drum-Loops zu hören. Das ganze Album klingt eher groovig und rockig, Metal-Elemente sucht man weitgehend vergebens, die Gitarren werden vielmehr äußerst spartanisch eingesetzt. Es dominiert ganz klar der Gesang, der allerdings sehr häufig mit dem Vocoder verfremdet wird, was auf Dauer ziemlich eintönig wirkt und den Verdacht nah legt, dass damit mittlerweile limitiertes Stimmvolumen und Einfallslosigkeit kaschiert werden soll. Denn das Hauptmanko an „Dedicated To Chaos” ist erneut die weitgehende Absenz packender Songideen. Einzig die ein wenig an „Promised Land“ erinnernden „At The Edge“ und „Retail Therapy“ verfügen über Riffs, die den Namen verdienen und Refrains mit Wiedererkennungswert. Die übrigen Beiträge sind sicher nicht unhörbar, aber die meisten plätschern ohne echte akustische Widerhaken dahin, variieren weder in Punkto Härte noch Geschwindigkeit und man hat sie gleich nach dem Hören wieder vergessen. Hinzu kommen teilweise ziemlich nichtssagende Texte über das übliche Beziehungs-Einerlei und das von einer Band, für die einmal der Begriff „Thinking Man´s Metal“ erfunden wurde.
FAZIT: „Dedicated To Chaos“ ist objektiv gesehen sicher kein wirklich schlechtes Rockalbum. Es gibt einige nette Crossover-Versuch und das Ganze ist natürlich musikalisch kompetent in Szene gesetzt. In Anbetracht des musikhistorischen Erbes, das die Band immer noch verkörpert, kommt es songwriterisch allerdings einer Bankrotterklärung gleich. Für Fans der ersten fünf Alben stellt der Kauf insofern reine Geldverschwendung dar.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.07.2011
Eddie Jackson
Geoff Tate
Michael Wilton
Scott Rockenfield
Saxophon - Geoff Tate
Roadrunner Records
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24.06.2011