Zurück

Reviews

Redeem: 999

Stil: Rock / Alternative

Cover: Redeem: 999

Fast U2-ige Gitarrenschlieren, angezerrter Bass und mainstreamig inszenierter Melancholiegesang (Stichwort Harmonien) - diesen ersten Eindruck bestätigen und untermauern REDEEM im weiteren Verlauf mit hittigen Tracks zwischen dem, was man heute landläufig als Alternative bezeichnet und … ja, was eigentlich noch?

STONE TEMPLE PILOTS, ALICE IN CHAINS bis CREED ("Broken" vor allem) mit nicht ganz so viel Pathos standen bei REDEEM Pate. "Adore" ist mit Blick auf dieses Umfeld ein allzu typischer Aufbruchssong. Die ambivalenten Songtitel lassen auf ebenso ärgerliche lyrische Allgemeinplätze schließen, die vor dem gekonnt auf fette Videountermalung ausgerichteten Arrangementhintergrund besonders augenfällig werden. Es geht ums Statement, das Gesehenwerden, und weniger um die Inhalte, solange sie knallig ausgebreitet werden. Dass über ihre Flegeljahre hinausgewachsene Musikfans auf Dauer mit einem Erzeugnis wie "999" (was will der Titel überhaupt sagen?) per du bleiben, steht zu bezweifeln. Die Single "Promises" verärgert mit ekligen Dancefloor-Synthies, die - so unterschwellig sie auch eingebettet sind - irgendwie nicht passen, wenn man zur Zeitgeist-immunen Hörerzunft gehört.

Wo REDEEM einerseits die bodenständigen Rocker hervorkehren - gleichwohl mit extralarge-Hosen -, gebärdet das hibbelig tänzerische "Gravity" sich wieder leicht künstlich wie ein Achtziger-Fegebesen auf allzu glattem Waverock-Parkett. "One of these Days" fährt pathetische Streicher auf, und "The Lesson" sagt eher mal gar nichts aus, wo sowieso allgemeine Substanzarmut herrscht. "Micro Suicide" hingegen ist das treibende Glanzlicht der Platte, zumindest rein musikalisch, denn wie angedeutet: Handwerklich ist alles im Grünen, aber Mehrwert wird man auf "999" angesichts zu vieler Platitüden nicht finden. Geht vielleicht in die Beine, aber nicht ans Herz …

FAZIT: Angenehm versonnene Stimmung kann auf Dauer auch auf die Nerven fallen, zur Pose verkommen. REDEEM machen davon abgesehen nicht viel falsch und empfehlen sich für Rang zwei abwärts in den Warteschlangen vor der Agentur für Schwulstrock.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.05.2011

Tracklist

  1. Lost
  2. Promises
  3. Come To Speak To Me
  4. Broken
  5. Drowning
  6. Adore
  7. Gravity
  8. One of these Days
  9. The Lesson
  10. Micro Suicide
  11. Mrs. Green
  12. Letter TO A Friend

Besetzung

  • Bass

    om Albisser

  • Gitarre

    Stefano Paolucci

  • Keys

    Stefano Paolucci

  • Schlagzeug

    Simon Steiner

Sonstiges

  • Label

    Rockville / Soulfood

  • Spieldauer

    43:12

  • Erscheinungsdatum

    06.05.2011

© Musikreviews.de