Japan geht steil auf diese Band, und der Rest der Welt steht fassungslos daneben. Warum nur? Ist Japan nicht schon gestraft genug mit Fukushima, Erdbeben, Godzilla und Arbeitstagen, die 25 Stunden dauern? Muss jetzt auch noch diese schwedische Tralala-Band daherkommen und das gebeutelte Land unter die musikalische Knute nehmen?
Worum geht’s? Gitarren-Wunderkind Tommy ReinXeed, der zuletzt mit den New Hopefuls Golden Resurrection ein bärenstarkes Melodic-Bombastic-Metal-Album auf den Markt gebracht hat, liefert mit „1912“ das bereits vierte Album seiner Hauptband REINXEED auf den Markt. Auf dem Album, das sich inhaltlich weitgehend mit dem Untergang der Titanic beschäftigt (sic!), regieren vor allen Dingen drei Dinge: Keyboards, Hasenfickdrums und fröhliche Melodien, gegen die ein Freedom-Call-Song als garstiger Gruß aus der Umkleidekabine zur Hölle durchgeht.
Zucker, Baiser, Süßstoff, Karamell, Ferrero Rocher, Ahoi Brausepulver, gut durchgerührt, und oben drauf noch eine ordentliche Portion Sprühsahne, verziert mit bunten Schokoglitzerkugeln – fertig ist der musikalische Plombenzieher. Zwar kann man den Musikern – allen voran dem Bandleader, der neben der Gitarre auch das Mikrofon und das Keyboard unter sich hat – nicht den Vorwurf machen, nicht kompetent zur Sache zu gehen. Doch zum einen ist es mit der Originalität nicht weit her – stimmlich liegt Tommy ReinXeed dicht an Sonata Arcticas Tony Kakko, musikalisch dienen die üblichen Verdächtigen wie Helloween, Stratovarius, Angra oder eben Sonata Arctica als Vorbilder –, und zum anderen sind die zwölf Songs derart überfrachtet mit Schlumpf-Gitarren, klebrigen Keyboards, schmetternden Männerchören sowie hektischen und klinisch klingenden Doublebass-Drums, dass es den Rezensenten graust. Ohne Charisma, ohne eigenen Stil, ohne Punkt und Komma.
FAZIT: Melodic Metal? Jederzeit gerne, wenn er mit Sinn und Verstand gespielt wird. Dass Tommy ReinXeed es kann, beweist er mit Golden Resurrection. Dieser seelenlose Kleisterkitsch gehört aber schnellstens eingeschlossen – aber nicht in einen japanischen Atomreaktor. Sondern irgendwo, wo er wirklich nicht mehr rauskommt.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.06.2011
Nic Svensson
Tommy ReinXeed
Tommy ReinXeed, Calle Sundberg
Tommy ReinXeed
Björn Edlund
Liljegren Records
57:33
14.06.2011