Eiskalt sägend erklingen die Gitarren im eröffnenden "Agenda" und eine verzerrte Stimme verliest die ersten Punkte der Tagesordnung – so beginnt "Ashlands", das überaus beeindruckende zweite Album des Stockholmer Schwarzmetallgeschwaders REV 16:8. Überraschenderweise erscheint die Platte bei AFM Records, die bisher nicht unbedingt als Black-Metal-Label galten, der Band aber wohl das beste Angebot gemacht haben. Das aus Bloodshed hervorgegangene Trio wird die Szene ordentlich aufmischen – jedenfalls den Teil, der mit melodisch-garstigem Black Metal im Spannungsfeld von Watain, Dissection und Ofermod etwas anzufangen weiß.
Wobei REV 16:8 mehr Wert auf ein hohes Level an Aggression legen, als auf eingängige Melodien, ohne diese aber komplett außen vorzulassen. Sie drängen sich nur weniger stark auf als bei ähnlich agierenden Kapellen. Unterstützt wird diese Vorgehensweise vom Sound, für den man in den Necromorbus Studios vorstellig wurde. Druckvoll und raumfüllend, gleichzeitig kalt, leicht steril und somit latent industrial-lastig – die Ähnlichkeiten mit Dimmu Borgirs Meisterwerk "Puritanical Euphoric Misanthropia" werten "Ashlands" zusätzlich auf. Die mit knurrigem Gekeif begleiteten Songs weisen ein konstant hohes Maß an brutaler Atmosphäre und kompositorischem Tiefgang auf, was dafür sorgt, dass sich das Album nicht sofort dem Hörer offenbart.
Zwar zündet die eingängige Abrissbirne "Blackline Sundown" bereits nach wenigen Sekunden, damit ist sie aber nicht stellvertretend für die anderen Nummern des Albums, die dafür länger benötigen. Dann aber entfalten das mächtige "Coal Mirror", der abwechslungsreiche Titeltrack, das schnelle "Serenade" oder das auffällig strukturierte "When Your Words Are Obsolete" ihre fesselnde, süchtig machende Wirkung. Mit einer gestrafften Spielzeit von knapp 42 Minuten fegt "Ashlands" wie ein mörderischer Blizzard über einen hinweg und beeindruckt mit einer fast perfekt aufeinander abgestimmten Kombination aus Anspruch und Härte.
FAZIT: Eine noch höhere Bewertung als die zwölf Punkte verhindert lediglich das Fehlen der ganz großen musikalischen Ausrufezeichen – die setzen REV 16:8 dann hoffentlich mit ihrem dritten Album. Bis dahin sollte man sich für die Reise in die "Ashlands" ganz warm anziehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2011
Talon
Nefastus
Pata
AFM Records / Soulfood
41:27
08.04.2011