REVIVOR – das ist eine irische Band, die sich hinter einem einzig großen Fragezeichen versteckt! Ob auf der CD oder im Booklet oder auf ihrer Homepage oder in den Weiten des Netzes: nirgends erfährt man, welche Musiker an diesem Album konkret beteiligt sind. Keinen Musiker-Namen, keine Hinweise, keine Parallelen zu anderen Bands. Irgendwo entdeckt man dann aber doch zwei Namen: BILL VAIL & DESMOND „DES“ DOHERTY, die zwar als „Songwriter-Duo“ bezeichnet werden, aber welche Instrumente sie spielen oder wer singt, bleibt ihr Geheimnis. Außerdem gibt es noch einen CRAIG McKEAN, der die Felle bearbeiten darf.
Schon seltsam solch ein Geheimnis, wenn man bedenkt, dass „The Siege“ bereits das fünfte Album (die EP „Voire Dire“ mal mitgerechnet) von REVIVOR ist. Und verstecken braucht sich diese Musik nun wirklich nicht! Aber eine Entdeckung ist sie auch nicht!
Während sich die ersten sechs kürzeren Songs im Umfeld von Indie- und Blues-Rock bewegen, wechselt sich mit der in fünf Teile untergliederten Suite „The Siege“ die Stimmung deutlich in Richtung Post- und Prog-Rock. Insgesamt erscheint das Album recht düster, wozu auch die nachdenklichen, ein wenig Weltuntergangsstimmung verbreitenden Texte beitragen. In „Walls Of Luca“ geht es um eine Art Heiligen, der an der Wirklichkeit zu zerbrechen scheint – das klingt so, als wäre der „Luca“ von SUZANNE VEGA, der als Kind misshandelt wurde, plötzlich erwachsen geworden. Menschliches Leiden verbirgt sich wohl hinter dem kompletten Konzept dieses Albums.
Doch auch der Hörer leidet mitunter, besonders an dem seltsamen Gesang, der manchmal ein wenig wie Sprechgesang rüberkommt. Farb- und kraftlos, einseitig und wenig ansprechend klingt er. Zwar werden die Töne getroffen, doch nicht betont. Absoluter Schwachpunkt, eines Albums, das am Ende wie der leicht missratene Versuch klingt, in die Fußstapfen von TOOL oder RUSH zu treten. Bei beiden besagten Bands spielen gerade die Sänger eine dominante Rolle, was leider für REVIVOR überhaupt nicht zutrifft. Darum verklingen dann solche Zeilen wie „My whole world is under siege / This is what I believe.“ (Die Welt, in der ich lebe, ist in einem Belagerungszustand, das ist das einzige, woran ich noch glaube.) fast im Nichts.
Auch produktionstechnisch weist „The Siege“ einige Reserven auf. Die Musik klingt steril, das Schlagzeug oft blechern und statt fetter Bässe machen sich dumpfe Klänge breit, die aus den Boxen wabern. Beeindruckende Stereo-Effekte sucht man vergeblich.
Höhepunkte sind meistens die instrumentalen Teile dieses Albums, in denen besonders beim fünfteiligen „The Siege“, das insgesamt auf eine Spielzeit von 17 Minuten kommt, Erinnerungen an TOOL wach werden, wobei „Still Voices“ und „All Quiet“ herrliche Klangwände aufbauen, die sich in ungeahnte Höhen erheben. Doch leider bleiben solche Momente insgesamt die Ausnahme. „Darkest Sun“ begibt sich dann sogar in die Gefilde von CARPTREE oder PORCUPINE TREE mit einer gehörigen Portion Weltschmerz.
Mit „Justice Be Done“ endet nach 42 Minuten die CD. Und der letzten Strophe, die mit der Erkenntnis: „I am the religion that doesn’t preach / I am a sinner who never sins.“, endet, möchte man hinzufügen: „I am a singer who never really sings.“
FAZIT: Eine EP und vier CDs pflastern den Weg von REVIVOR, einer irischen Band, die bisher, zumindest nach einem Album wie „The Siege“, noch immer nicht über ihren Undergroundstatus hinweggekommen sind. Vielleicht sollten sich die Musiker mal entscheiden, ob sie nun finsteren progressiven oder alternativen (Blues-)Rock oder am besten ein geiles, rein instrumentales Post-Rock-Album zustande bringen wollen. Die bisherige Mixtur aus all diesen Stilen, samt recht schwachem Gesang, ist noch nicht der Königsweg!
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2011
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Craig McKean
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Just For Kicks
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25.02.2011