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Ringworm: Scars

Stil: Crust / Hardcore

Cover: Ringworm: Scars

Die fiesen Flechten und VOIVOD-Fans aus Ohio melden sich mit Samples aus dem Carpenter-Klassiker "Fürsten der Dunkelheit" zurück. Seit "The Venomous Grand Design" sind satte vier Jahre ins Land gezogen, und nun werden sie ausgerechnet zur Sommerzeit wieder vorstellig, obwohl derber und virtuos gespielter Hardcore bis Thrash mit abgründigen Texten am Baggersee eher für Missstimmung sorgt - besonders bei den grillenden Nachbarn aus der Schranz- oder Hip-Hop-Abteilung.

Im Vergleich zum Vorgänger lässt sich bestenfalls der Zugewinn an Eingängigkeit als Unterschied herausstellen; ansonsten regiert weiterhin der grobe Knüppel, mit dem die fünf Herren sich aber immerzu brav selbst zwischen die Hachsen hauen, auf dass der Spagat zwischen räudig und spielgeil gelingt. RINGWORM stehen dem No-Fun-Crossover, wie er in den Achtzigern vornehmlich von der US-Ostküste kam, weit näher als der heimischen Cleveland-Posse (INTEGRITY und Konsorten), wenngleich die Grenze eigentlich damals schon schwammig war, zieht man die Verwurzlung des Thrash im extremen Punk (denn nichts weniger ist Hardcore musikalisch) in Betracht. In jedem Fall schlägt ein großes Metal-Herz in den ungewaschenen Leibern dieser Herren, vor allem im von Fratzenklatsch bis Dampfwalze alles abdeckenden Titeltrack. "Used Up, Spit Out" gerät eher punkig, wohingegen der Gesamtsound eindeutig zum Stählernen, während andere ihre Songsäcke mit Plastik-Sicherheitsnadeln schließen und damit der Austauschbarkeit anheimstellen. Geile Solos gehen immer bei Ringworm, und wenn die Doublebass bemüht wird, tackert sie herrlich druckvoll einher mit dem Viersaiter. Überhaupt darf man die Combo für eine sehr live klingende Produktion loben.

"Unravel" täuscht erst Zähfluss an, flutscht dann jedoch als Granate zwischen Pogo und Mosh mit cool rockenden Lead-Spitzen durch die Griffel allzu strikter Genre-Trennkostler. RINGWORMs Feinrippp kommt im Übrigen mit Eingriff in Form obligatorischer, wiewohl unprolliger Gangshouts. Die Klamotten sind allesamt also frisch gewaschen, speziell das sehr abwechslungsreiche "Cleansing of the Fall". "Burning Bridges" überrascht dann als mit Geige verziertes, sehr atmosphärisches Instrumental, dessen knisternde Flammen zum Brecher "Angelfuck" überleitet, der natürlich nichts mit MISFITS zu tun hat, sondern fast nach klassischem D-Beat klingt. "Empty" schließt hinterher wiederum ohne Gesang gewissermaßen eine Klammer, bevor "Hellbound" letzte Kraftreserven mobilisiert - wieder enorm catchy und mit gemeinem Lava-Part als Platzverweis - für die Popper vom Picknicktisch nebenan, um auf den Beginn der Rezension zurückzukommen …

FAZIT: RINGWORM haben bestimmt nicht vier Jahre über "Scars" gebrütet, um Hartkostlern einen kopflastigen Prog-Teller vorzusetzen. Nein, diese Scheibe beißt kräftig zu wie ehedem und dürfte dieses Jahr im Bereich zwischen Hardcore und Metal (nicht Metalcore) schwerlich zu übertreffen sein - perfekte Dauer, Tempo und Müßiggang gleichermaßen, Peitsche ohne Zuckerbrot, dafür aber Striemen hinterlassend, die nicht so rasch heilen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2011

Tracklist

  1. Voluntary Human Extinction
  2. To The Grave
  3. Used Up, Spit Out
  4. Scars
  5. Unravel
  6. Cleansing of the Fall
  7. Burning Bridges
  8. Angelfuck
  9. Empty
  10. Hellbound

Besetzung

  • Bass

    Mike Lare

  • Gesang

    Human Furnace

  • Gitarre

    John Comprix, Matt Sorg

  • Schlagzeug

    Chris Dora

Sonstiges

  • Label

    Victory / Soulfood

  • Spieldauer

    34:43

  • Erscheinungsdatum

    22.07.2011

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