Allen, die trotz der achtzehnjährigen Bandgeschichte noch nicht mit dieser Formation aus Stockholm in Berührung gekommen sind, ist bisher ein musikalisches Erlebnis der ziemlich eigenwilligen Art entgangen. Auch mir kommt der von der Band selbsternannte 'Flowerpowermetal' erstmals zu Gehör, daher muss der langjährige Kenner von RISE AND SHINE in diesem Review zum vierten Album auf Hinweise zu irgendwelchen Entwicklungen oder Veränderungen innerhalb der Musik des Quintetts leider verzichten.
Allen Anderen sei gesagt, dass die Frontdame hier den Unterschied macht. Nach den wunderbaren Old-Hardrock-Gitarren zu Beginn des Titelsongs, wirft der Einsatz ihres theatralisch-vibrierenden Gesangs erst mal die Hörerstirn in Falten. Hui, wirklich sehr eigen. Und definitiv gewöhnungsbedürftig. Aber das gelingt, sogar schneller, als anfangs erwartet. Zumal es die Halbitalienerin im Laufe von "Empty Hand" auch mal gemäßigter angeht.
Irgendwie sucht man durch die Sängerin mit dem äußerst hohen Wiedererkennungswert einen Zusammenhang zu vermeintlich verwandten Bands wie BLOOD CEREMONY oder mehr noch zu JEX THOTH, liegt damit besonders bei Nummern wie "I Don't Belong" auch nicht gänzlich falsch - dennoch klingen RISE AND SHINE eigentlich komplett anders. Der 'Gesangseffekt' erinnert zudem fast schon an das Phänomen PAVLOV'S DOG. Nur eben in einer anderen Tonlage. Und auch in einer anderen Musikrichtung. Nun gut, nicht so grundsätzlich, wenn man sich mal einen eindringlichen Song wie "Too Much, Too Fast, Too Loud" zu Gemüte führt.
RISE AND SHINE bleiben dennoch überwiegend im härteren Sektor mit ihrer Musik, deren Instrumentalabteilung trotz der hohen Präsenz von Josabeth Leidi nie zu weit in den Hintergrund rückt, dafür sorgen solch intensive Passagen wie etwa in "Empty Words" und etliche schwere Riffs. Während die Schweden durchgehend mit einem Bein im Seventies-Hardrock stehen, ist ihre Verbundenheit zu Bands wie PENTAGRAM, TROUBLE oder THE OBSESSED dabei ebenfalls stets präsent und erfährt zudem durch sphärisch-schwermütigen Stoff wie "Harmony And Noise" und verquer-melodisches wie "Another Troubled Mind" ständig eine Psycho-Umarmung.
Spätestens mit "Dirty Tricks" gibt es dann tatsächlich sogar noch Flower-Power, mit einer Art versoffener Joan Baez an der Akustikklampfe. Ah, nein, Janis Joplin passt dann wohl doch besser, die nicht ganz zu Unrecht im Promozettel zu Vergleichszwecken genannt wird. Aber mit den Vergleichen ist das eh solche Sache bei einer einzigartigen Band wie RISE AND SHINE.
FAZIT: Faszinierend und dabei nichts für den leichten oder regelmäßigen Konsum. Die psychedelische Note dieser Band ist nicht zu verachten und macht das Gemisch aus Seventies Rock und Doom Metal zu Liebhaberstoff mit überschaubarem Einzugsbereich. Wer aber gerne was Abseitiges an das tolerante Metaller-Ohr lässt, der ist bei RISE AND SHINE genau richtig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.06.2011
Dennis Pålsson
Josabeth Leidi
Joakim Knutsson, Daniel Josefsson
Magnus Rydman
I Hate Records
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07.04.2011