Deutschland und Nineties-Alternative … SAINT ASIDE aus Leipzig gemahnen unweigerlich an die Zeit, da sich auch hierzulande nicht wenige Bands vom Seattle-Boom inspirieren ließen, und so ist "Angel Come" eine gänzlich überraschungsarme Retro-Veranstaltung geworden, die aber ob ihrer brauchbaren Songs Unterhaltung verspricht.
Peter Oberlaender hat den Cobain gut drauf, doch spielerisch agieren SAINT ASIDE feinfühliger, also eher im Geiste von PEARL JAM und ALICE IN CHAINS. Da man sich selbst fürs TV nicht zu schade ist, liegt auch der Vergleich zum Kapitalverbrechen NICKELBACK auf der Zunge, doch wenn manFormatgetreues wie den Titeltrack zur Diskussion stellt, wird es nicht ganz so pathetisch unerträglich wie drüben in Kanada. Den Effekt mag man wahlweise mit Zeitlos- oder Beliebigkeit gleichsetzen, aber dass die vier Musiker ihr Handwerk nicht verstünden und die Wurzeln nicht ausgegraben hätten, kann man nicht behaupten. Okay, die Schmutzseite des Genres von MUDHONEY über TAD bis zu den MELVINS hat man außen vor gelassen.
Gern könnte es häufiger dräuend heavy sein wie während "Not On Your Life" oder im breitwandigen "Hell Away". Weichzeichner der Kategorie "Swing Low" oder "Wavelength" hat bei aller Eingängigkeit schon damals niemand gebraucht und könnten durchaus von einer gesichtslosen Casting-Veranstaltung verbrochen worden sein. SAINT ASIDE sind damit zum Konsens gewordener Alternative im Guten wie im Schlechten. Jetzt eine Runde "Jam House Wah" von SUN …
FAZIT: SAINT ASIDE spielen Saubermann-Grunge fürs Radio, der mit starken, wiewohl auf standardisierten Kompositionsprinzipien und Emotionen fußenden Songs zumindest die Klientel dem Teenie-Alter frisch entwachsener Musikfreunde bedient. Einer der hoffnungsvollsten Newcomer aus Deutschland? Stuss …
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2011
Sebastian Zschucke
Peter Oberlaender, Frank Oberlaender
Peter Oberlaender, Frank Oberlaender
Nathanael Erler
Kick The Flame
34:58
14.10.2011