Ralf Scheepers polarisiert. Warum eigentlich? Der muskelbepackte Fronthüne von PRIMAL FEAR stößt zwar manches Mal in stimmliche Dimensionen vor, in denen man um den unversehrten Fortbestand der heimischen Porzellanbestände fürchten muss, gibt aber ansonsten objektiv betrachtet wenig Angriffsfläche. Oder sind die Nörgler etwa neidisch auf den Bodybuilder-Body des bulligen Glatzkopfs?
Wie dem auch sei, der ehemalige Sänger von GAMMA RAY veröffentlicht mit dem schlicht "Scheepers" betitelten Werk sein erstes Soloalbum, das wenig überraschend die Eckpfeiler Scheepers' musikalischen Schaffens abdeckt. Mal mit Querverweisen zu JUDAS PRIEST, mal zu PRIMAL FEAR (die sich auch gerne mal an Priest orientieren) oder zu GAMMA RAY (mit leichter Judas- Priest-Schlagseite).
Das klingt jetzt böser als es gemeint ist, denn zugegeben: wenn die Gitarren braten und die Drums mit ordentlich Punch nach vorne preschen, wenn also lupenreiner Metal gezockt, dann ist das eben eine höchst traditionell eingefärbte Angelegenheit. Kein Problem, denn die meisten Songs auf "Scheepers" sind durch die Bank besser als die letzten Priest-Ergüsse.
Doch "Scheepers" hat eben noch mehr zu bieten als die krachlederne Nietenarmbandmusik. Das getragene "The Fall" etwa, das mit einer tollen Gesangsmelodie im Refrain zu begeistern weiß. Auch die balladesken Momente ("Before The Dawn", " The Pain Of The Accused" und das sensationelle, akustische "Compassion") wissen zu gefallen und sorgen für ein gehöriges Maß an Abwechslung. Der Schwabe zeigt hier, dass er weitaus mehr zu bieten hat als nur die Halford-Owens'schen Metal-Screams. Das, freilich, wissen alle, die von Scheepers mehr kennen als "Metal Is Forever".
FAZIT: ein Soloalbum von Ralf Scheepers hätten vermutlich nicht viele vermisst. Das, was der Schwabe aber abliefert, ist ein gelungener Mix aus traditionellem Metalstoff und sanften, nachdenklichen Tönen. Eingespielt bzw. mit Gastauftritten von kompetenten Musikern wie Mat Sinner, Snowy Shaw, Viktor Smolski, Tim Owens oder Kai Hansen stimmt auch die handwerkliche Seite. Überraschung gelungen, Herr Scheepers!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2011
Mat Sinner
Ralf Scheepers, Tim Owens
Magnus Karlsson, Sander Gommans, Mike Chlasciak, Alex Beyrodt Kai Hansen, Victor Smolski
Ralf Scheepes, Magnus Karlsson
Snowy Shaw
Frontiers
52:38
18.02.2011