Edel, edel. Das dritte Album der deutsch-amerikanischen Hardcore-Punk-Formation ist nicht nur eine banale CD mit Booklet, sondern kommt in Form eines 200-seitigen Büchleins in CD-Case-Größe in die Läden. In letzterem erzählt Shouter Samuel El Action seine mehr als turbulente Lebensgeschichte, angefangen von seiner Kindheit in Kalifornien, weiter gen Mittleren Osten und Europa, bis er dann in Deutschland, genauer gesagt in Bayern, sesshaft wurde und 2003 SCHEISSE MINNELLI aus dem Boden stampfte.
Kriminalität, Alkohol, Drogen, Knast, Skateboarding, Punk, Hardcore, Freundschaften, die ganze Palette von Positiva bis Negativa, von Anekdoten bis hin zu Schockierendem, alles kommt zum Zuge. Der angenehme Erzählstil El Actions trägt sehr viel dazu bei, dass der Leser mitlachen, mitleiden, mitstaunen und mitfühlen kann, und hierbei kommt der Amerikaner ohne irgendwelche Anflüge von Überspitzt- und Überzogenheit aus. Auch mit den Fotos, die die Story perfekt und äußerst passend visuell untermalen, wird es niemals übertrieben, sodass der Fokus auf den textlichen Inhalt gerichtet bleibt. Und der ist ergiebig, denn die Schriftgröße entspricht der eines Medikamentenbeipackzettels. Das mag mitunter etwas augenfeindlich sein, doch die lesernahe, bildhafte Art und Weise, wie der Autor seine Biographie rüberbringt, macht dieses kleine Manko locker wieder wett.
Die musikalische Komponente steht der literarischen in keinem Punkt nach. Der Thrash Metal-Anteil wurde im Verhältnis zum Vorgänger „The Crime Has Come“ deutlich zurückgefahren, was bedeutet, dass „The Fight Against Reality“ – thematisch einige Schnittpunkte mit dem Buch aufweisend – sein stilistisches Zuhause klar im traditionellen, punklastigen Hardcore der Achtziger hat, sprich: Mehr POISON IDEA, CRO-MAGS, INFEST, D.R.I., VERBAL ABUSE, gaaaanz alte SUICIDAL TENDENCIES und Konsorten. Ja, da geht dem Liebhaber der alten Schule das Herzlein auf, und es ist schön zu hören, wie SCHEISSE MINELLI alleine mit ihrer Musik alle den dicken Macker mimenden Merchandisecore-Bands der letzten zwei Dekaden auf ihre billigen Plätze verweisen.
FAZIT: Auch wenn es abgedroschen klingen mag, so ist der neue Output des Quartetts mehr als „value for money“ - und zählt ganz nebenbei in seinem Genre zu den besten Alben der letzten, sagen wir mal fünf Jahre. Oder sieben? Oder ein Dutzend?
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2011
Dash
Samuel El Action
Crack
Dudel
Destiny Records
29:58
07.01.2011