SEPULTURA. 27 Jahre Bandgeschichte, diverse Besetzungswechsel und nur noch eins der Gründungsmitglieder in der aktuellen Besetzung. 2 Jahr nach dem viel diskutierten „A-Lex“ nun das zwölfte Studioalbum einer Formation, von denen mir persönlich die älteren Werke deutlich mehr gefallen. Insbesondere seien „Beneath The Remains“ und „Arise“ genannt. Nach dem Ausstieg des ersten Cavalera haben für mich die Werke viel von ihrem Reiz verloren, auch wenn man Herrn Green eine fraglos gute Leistung zusprechen kann. Meine Grundhaltung wäre also schon mal geklärt („das war früher aber besser!“). Vor dem ersten Hördurchlauf nochmal kurz vergessen, wie SEPULTURA früher geklungen haben, um den ersten Eindruck möglichst unbefangen zu erhalten.
Und der ist… ja, wie eigentlich? Irgendwie sind die 53 Minuten gerade an mir vorbei, ohne einen signifikanten Eindruck in eine bestimmte Richtung zu hinterlassen. War das jetzt gut oder nicht? Also gleich nochmal anhören. Okay, der Sound orientiert sich wieder etwas mehr an den vergangenen Tagen, aber vermag dann doch nicht mich wirklich mitzureißen. Die Komplexität der Gitarren wurde sehr stark heruntergeschraubt, der Gesang bleibt kratzig-aggressiv, die Drums stellen sich direkt dahinter, ohne sonderlich hervorzustechen. „Seethe“ ist dafür ein gutes Beispiel. Die Gitarren und Drums ballern stumpf drauf los, fahren das Tempo kurz herunter und fallen dann in ein Soli. Das wiederum ist technisch auf einem ganz anderen Niveau wie die restlichen Gitarrenspuren. Stumpf scheint Trumpf zu sein. Was „2011“, „1433“ und „5772“ sollen, drei halbe Minuten ohne einen Ton durch die Lautsprecher, ist mir nicht schlüssig. Atempausen? Die erwähnten drei befinden sich immer nach drei Songs. Allerdings sind bei der fehlenden Komplexität und Eintönigkeit Atempausen kaum notwendig. Da können auch einige bessere Songs (z.B. „Mask“) nicht mehr viel retten. Zu sehr ähneln sich die Songs, zu selten werden besondere Akzente gesetzt. Auch die Cover-Version von PRODIGYs „Firestarter“ war nicht wirklich umwerfend.
FAZIT: Gerade bei SEPULTURA wird es unter den Fans wieder lebhafte Diskussionen und eine weite Spanne von Bewertungen und Ansichten geben. Für mich jedoch ist „Kairos“ definitiv eines der schwächsten Alben der Band. Punkte gibt es für einige helle Momente, einige Stellen, an denen das Stumpfe Geknüppel wirklich funktioniert und die Tatsache, dass mich das Album nicht wirklich gänzlich vergrault hat. Große Abzüge gibt es hingegen für die enttäuschten Erwartungen und die bereits erwähnte Eintönigkeit.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.07.2011
Paulo Xisto Pinto Jr.
Derrick Leon Green
Derrick Leon Green, Andreas Kisser
Jean Dolabella
Nuclear Blast
53:20
24.06.2011