Es ist Sonntag, der 24. Juli im Jahre 2011, irgendwo an der Ostsee. Es ist kurz nach 13:00 Uhr, die Sonne strahlt bei 28° Celsius vom Himmel und lädt zu einem entspannten Nachmittag am Strand ein. Mit Badehose, Sonnencreme, Bier und guter Laune, dazu die Vorfreude auf den anschließenden Grillabend. Halt! Zurückspulen! Zur Realität. In der regnet es. Seit Tagen. Bei lausigen 12 Grad. Die Laune ist auf der Skala am Ende von mies, kurz vor wütend.
Aber immerhin, man befindet sich dadurch in der richtigen Stimmung für SERPENT VENOM, die mit ihrem Debüt die passende musikalische Untermalung zu diesem Beerdigungswetter bieten. Die noch nicht sonderlich lange aktive Band ist betrübliche Naturumstände aus dem heimatlichen London gewohnt, was einen Einfluss auf ihr musikalisches Schaffen nicht ganz unwahrscheinlich macht: Traditioneller Doom Metal.
Aus fast jedem Ton, jedem schweren Riff, von denen es in der knappen Stunde reichlich gibt, tönt die Bewunderung des Quartetts für die Urväter mit Namen BLACK SABBATH, PENTAGRAM und SAINT VITUS. Der Sound in den sieben durchweg langen Songs dröhnt dabei entsprechend schwer und gewaltig, alleine der Bass drückt dermaßen tief in die Eingeweide, dass die durch Trübsinn verhangenen Lebensgeister unweigerlich wieder geweckt werden. Dass SERPENT VENOM dabei nicht gekommen sind, um dich auf die Blümchenwiese zu geleiten, sondern der gemeinsame Weg eher in den dunklen Wald oder auf den nächsten Friedhof führt, liegt in der Natur der schleppenden Sache.
Andererseits: Wie so oft gibt es trotz der spirituell-düsteren Aura von Songs wie "Four Walls Of Solitude" oder "Conjuration" auch auf "Carnal Altar" eine Hoffnung ausstrahlende Seite zu entdecken. Und die findet sich in Sänger Gaz Ricketts mit seiner klaren, fast jugendlichen Stimme. Zudem gibt dieser der sehr traditionellen und dabei schon mal sehr vertrauten Musik (ein Mann namens Iommi könnte der geistige Vater dieses Schlangenkults sein) ein erforderliches Wiedererkennungsmerkmal.
Aber auch alleine durch die geballte Instrumentalkraft dürfte Langeweile bei SERPENT VENOM ausgeschlossen sein, wenn tatsächliche Überraschungen auch ausbleiben. Ein wenig mehr Variation und ein paar ergreifende Momente mehr hätten die Scheibe durchaus auf ein noch höheres Level gehoben. Immerhin gibt es ganz zum Ende in "The Outsider" doch noch mal eine Tempo-Explosion, mit der man an dieser Stelle gar nicht mehr gerechnet hätte.
Die Äußerlichkeiten des Albums verlangen eine besondere Erwähnung. Das finstere Werk erscheint stilecht in einem 16-seitigen DIN-A5-Vintage-Booklet mit der Optik eines abgewetzten alten Horrorschinkens.
FAZIT: Es mangelt derzeit wahrlich nicht an guten Doombands und durch SERPENT VENOM gibt es jetzt auch eine weitere mehr aus dem Mutterland des Slow-Sounds. Ob sie langfristig ein Ersatz sein können für die ausscheidenden CATHEDRAL wird sich noch zeigen müssen, aber eine weitere Bestätigung liefert dieses Album auf jeden Fall: Doom taugt für jede Jahreszeit.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.07.2011
Nick
Gaz Ricketts
Pete
Paul
The Church Within Records
56:03
31.05.2011