Beim Cover sind sich die Briten ebenso treu geblieben, wie bei ihrer Musik. Ein Farbenblinder muss also genau hingucken, damit er merkt, dass SERPENTINE eine neues Album - das zweite seiner Art - draußen haben. Sobald dieser das geblickt hat und gleichzeitig zu denen gehört, die sich im letzten Jahr am Bandeinstand "A Touch Of Heaven" erfreut haben, kann er sich die neue Scheibe dann aber auch umgehend auf den Einkaufszettel schreiben.
Trotz des Bandnamens schlängelt sich also auch auf "Living And Dying In High Definition" wieder nicht viel, schließlich fühlt sich das Quintett im äußerst geradlinigen Melodic Rock zuhause. Schon mit dem leicht bedrückten Opener "Deep Down (There's A Price For Love)" und später bei luftigen Nummern wie "Where Do We Go From Here?" oder "Cry" orientieren sie sich dabei erneut deutlich an den Größten und Besten der Szene. Was ja nicht schlecht sein muss und die Band geht dabei auch keineswegs baden, da ihrem Songmaterial letztendlich zwar wirklich Hitverdächtiges fehlt und auch ein paar Durtstrecken wie "Love Is Blue" oder "Best Days Of Our Lives" zu überstehen sind, dieses aber insgesamt doch recht ansprechend ausgefallen ist und gehobenen AOR-Ansprüchen genügt. Die dafür erforderliche und stets vorhandene Eingängigkeit wird im Einzelnen lediglich etwas zu breitgewalzt, sprich: Die meisten Tracks sind ein Tick zu lang ausgefallen, was auf Dauer zu Lasten der Abwechslung geht.
Es liegt auch diesmal wieder verstärkt an Tony Mills und an dessen Art zu singen, dass nicht nur einmal der Name JOURNEY während der 54-minütigen Spielzeit durch den Raum und den Kopf des Hörers geistert. Der Sänger ist über die gesamte Spieldauer auch deutlich am prägnantesten, zumal der instrumentale Unterbau ziemlich überschaubar bleibt. Dennoch ist etwa nicht zu überhören, dass der Keyboarder in der Band einiges zu sagen hat. Nicht, dass der Gareth an den Tasten (der andere bedient den Bass) zu aufdringlich wäre, dennoch sind die besten Momente die (hard-)rockigeren und wenn es gitarrenbetonter wird, so wie bei "Philadelphia" und "Forgotten Heroes".
Kleiner Dämpfer noch für die bereits gewonnenen Fans: Der ehemalige SHY- und heutige TNT-Sänger (und auch in Bezug auf Projekte ist der Mann ja nicht gerade unterbeschäftigt) ist nach den Aufnahmen zu diesem Album bei SERPENTINE ausgestiegen; der zukünftige Fronter nennt sich Matt Black und ist ein bisher unbeschriebenes Blatt.
FAZIT: Durch die überstrahlende Präsenz von den wieder voll im Saft stehenden JOURNEY hat es derzeit jede AOR-Band schwer, sich die Aufmerksamkeit der Melodic-Rock-Gemeinde zu sichern. Das gilt erst recht, wenn sie so eng an den großen Vorbildern agiert. Gleichzeitig spricht dies natürlich aber auch für die Qualitäten von SERPENTINE und ein Antesten ist der Zielgruppe daher auch uneingeschränkt anzuraten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2011
Gareth Vanstone
Tony Mills
Chris Gould
Gareth David Noon
Roy Millward
AOR Heaven
53:56
26.08.2011