TCP erinnerin auf ihrer zweiten Scheibe ein wenig an neuere RUSH ohne die Traumstimme von Geddy Lee, dafür jedoch mit Fusion-nahem Genudel, das die nicht immer kompakten Kompositionen der Gruppe bisweilen zu zerfasern droht.
"Schizoid & Guntrip" changiert zwischen schwerfällig und lospreschend, wirkt spröde angesichts der kauzigen Vocals mit einstweiligem Zerrbelag. Ganz anders "In the movie of you", das mit acht Minuten eher im epischen Progrock anzusiedeln ist, wiewohl gen Ende hin erneut harte Ausschläge zu verzeichnen sind. Dass TCP diese geschickt vorbereiten, gereicht ihnen zu einem Sternchen fürs Arrangieren. Dieses vermag das schillernde - gerade ob des Gesangs - "Devotee" der Gruppe nicht abzunehmen, klingen hier doch neben den Beatles und Sympho-Progrock vor allem avantgardistische Zwiaschentöne an, die die Stilistik im spoken-word-Kontext weitergedacht wissen wollen. Tarnecky ist eben nicht ein Sänger vor dem Herrn, doch er hat Charisma und etwas zu sagen, was am wichtigsten, wiewohl nicht immer einfach erschließbar ist. Gerade die Gitarrensolos zeugen von einem klassischen Rockverständnis, das gar nicht so recht zu den jazzigen Zwischentönen passen will; eine Band für Mucker sind TCP demnach beileibe nicht.
Nach dem redundanten Sphäreninstrumental "Ambiance for the active mind" überzeugt der Titelsong mit Konservenstreicher und erstmals Melodien, die ans Herz gehen, ehe TCP die Stimmungszügel schießen lassen, um am Ende nicht wirklich die Kurve zu kriegen, dafür jedoch einmal mehr herauszustellen, dass sie für Prog with a difference stehen. Bisweilen glaubt man, einer Travestie beizuwohnen, obschon die Musiker durchweg ernsthaft bei der Sache sind - was speziell beim Textlesen offenkundig wird. "Releasing" mutet dahingehend unerwartet gleichförmig an, weniger sprunghaft und recht stringent im Vergleich zum nachfolgenden Kontrastprogramm aus dem Abwechslungswunder "Fading in the rain" und dem eher leutselig mellotronenden "Upon further review". Erwartbares Highlight? Der finale Longtrack "Vision", denn anscheinend gelingt es einer Band vom Formate TCPs nur einmal alle Jubeljahre (eben mit dem Opener) gleichfalls kompakt wie stimmig alles zu sagen. So muss man einen langen Atem haben, um sich wirklich mit dem Trio anzufreunden.
FAZIT: TCP nehmen eine Nische im zeitgenössischen Progressive Rock ein, in der Klischees ebensowenig stattfinden wie allzu vordergründige Emotionalität. Das erschwert den Zugang, mag bei Gutfinden jedoch für langanhaltende Freude sorgen. Man fühlt sich angenehm an Peter Hammill beziehungsweise das Oeuvre der Parmenter-Brüder erinnert. Hooks? Eher mal mit der Lupe zu suchen …
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2011
Blake Tobias
Henry Tarnecky
Henry Tarnecky, Blake Tobias
Jack Wright
61:21
61:21
29.04.2011