Für moderne Autos gibt es ein Assistenzsystem, was den Fahrer durchaus sinnvoll unterstützt: Ein Spurverlassenswarner. Der piept oder blinkt, wenn das Fahrzeug aus der eigenen Spur zu fahren droht. Schade, dass es so etwas nicht für Sänger gibt. Jan Michaelis, der bei den Prog-Newcomern TANGENT PLANE am Mikro steht, könnte diesen Assistenten nämlich sehr gut gebrauchen. Michaelis ist nämlich derjenige, der seiner Band durch sein permanentes Neben-der-Spur-liegen viele Punkte kostet.
Musikalisch zockt die Band mit Musikern aus Griechenland, Italien und Deutschland progressiven Metal, der hin und wieder auch in Power-Metal-Gefilde abdriftet. Das ist eine Stunde und 15 Minuten streckenweise recht annehmbar, streckenweise etwas anstrengend, streckenweise aber auch richtig gut. Die melodiösen Leads bei "Ice Age" beispielsweise säuseln schnurrend ins Ohr. "Do You Live" kann ebenso überzeugen, wäre mit einem vernünftigen Sänger sogar so etwas wie ein kleiner Hit, weil abwechslungsreich und knackig dargeboten. Doch Michaelis knödelt, jault, springt vom (versuchten) Kiske/Tate-Vibrato in schlimmste Gothic-Regionen, und das innerhalb weniger Sekunden, rauf und runter. Schauderhaft.
FAZIT: Musikalisch machen TANGENT PLANE vieles (nicht alles!) richtig. Für eine aussichtsreiche Zukunft sollte der Kollege am Mikrofon aber dringend über sein gesangliches Konzept nachdenken. Wenn er stimmlich einfach auf einer Linie bleiben würde und nicht permanent zwischen himmelhochjauchzend und zu Grabe gelegt pendeln würde, wäre das zwar nicht überragend, aber schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2011
Kostas Kontos
Jan Michaelis
Piero Pellegrino
Ralph Swan Krieger
Dennis Hoffmann
7Hard
76:46
25.03.2011