In ihren besten Momenten spielen TAPE THE RADIO einen hymnischen Wave Rock zwischen ganz frühen CURE („Suffer Me Suffer You“”) und U2 („Desert Track“), ohne den Hang zu beschwörendem Pathos. Elf griffige Songs, keine vierzig Minuten Lauflänge, manches packt, anderes rauscht eher beiläufig am Ohr vorbei. Erinnerungen werden wach, an die ausklingenden Achtziger, als es Dutzende vielversprechender Bands gab, die sich in ähnlichen Bereichen bewegten. Irgendwo zwischen Punk, Pop und Indie-Rock angesiedelt. Mitsing-Refrains aus der Hüfte geschüttelt und schnell vorgetragen, für einen Moment in den Gehörgängen festgesetzt und dann - wieder vergessen.
Der Beginn des titeltragenden Operners lässt Großes erwarten, doch statt Tiefe und einem Aufstand gegen Konventionen, setzt es im Refrain Britpop der dramatischen Art. Das hat was, klingt gut, ist tanzbar, weckt aber auch das Verlangen, nach etwas, das nicht eingehalten wird: mehr. Mehr Sehnsucht, mehr Nachdenklichkeit, mehr Sperrigkeit. TAPE THE RADIO sind eine jener Bands, denen man nur allzu gerne großes Potenzial zugesteht. Die es aber – bislang- noch nicht ausgespielt haben.
FAZIT: Pop. Mit Punk und Power. Das können TAPE THE RADIO gut. „U2“ tun so, als wären sie die unartigen Kinder von COLDPLAY, die es mit einer Zeitmaschine in den Schoß von Robert Smith am Ende seiner Teenagertage getrieben hat. Die Frage, die sich bei aller Grandezza nur stellt: Gibt es noch ein Klientel für diese Art von Musik, die sich laut Presseinfo zwischen „Schwermütigkeit“(!) und „Leichtfertigkeit“ in einem bereits vor vielen Jahren dicht besiedelten Raum bewegt?
Unabhängig davon: Schmuckes Album. Wenn man vergisst, was bereits war und was sein könnte.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.08.2011
Ben Caruso
Malcolm Carson
Malcolm Carson
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kanoon records/Hi Tone Music
39:04
02.09.2011