Indie-Pop der besseren Sorte … TATTOOINE heben sich stilistisch nicht unbedingt vom Genregros ab, wohl aber hinsichtlich ihrer Einstellung, die sich hörbar unprätentiös ausmacht. Wo andere witzeln, bis sie den Song aus den AUgen verlieren, ist auf diesem titelgetreuen Aufmunterer Ernsthaftigkeit erstes Gebot. Spaß hat man dabei dennoch.
Loungig mit warmem Bass und repetiertem "Feels right" beginnt der Opener, dass man sich gleich heimisch fühlt. "Spirit" pianiert versonnen hinterdrei, und "I Bored my Friends" kündigt sich rockig am Drumset angezählt an, wird dann aber zum zynischen Bekenntnis zur Individualität, das gleichwohl den schläfrig gemachten Freunden nicht an den Karren fährt. Der Hörer droht ebenfalls, wegzudösen, wenn er sich vor kargem musikalischem Hintergrund nicht allein auf den Text versteht. Derlei Zugeständnisse sind an bodenständig persönliche Botschaften bekundene Musik zu machen, da die Vordenker eben nich auf instrumentales Feuerwerk pochen. "Trouble & Misery" mag man sich gern im Singer-Songwriter-Kontext vorstellen, speziell wegen seiner einfühlsamen Harmonien. Hier stimmt die Balance zwischen hörenswertem Text und ebensolcher Musik wieder. Das treibende "Speaks in Tongues" setzt mit Streicherarrangements noch einen drauf, indem es sich - auch handklatschenderweise - fast bis in die Sixties zurücklehnt und auf einem positiven Trip dahintänzelt, womit es auch dem retrospektiv orgelnden "Pale Skin" ähnelt. Dieses Lied allerdings klingt bassbefeuert eher modern.
"Super-Special" dient als Kontrastprogramm: Superlangsam und lyrischgeradezu schmalzig. Andererseits ist TATTOOINE eben zugutezuhalten, dass sie Liebenswürdigkeit nicht als ironisch gebrochene Pose verstehen, sondern Aufrichtigkeit an den Tag legen wollen, was die Einfindung in ihre Hymnen umso leichter macht. Schließlich gibt jeder sich vor allem dann gern die Blöße, wenn er merkt, dass er seinem Gegenüber vertrauen kann, und in dieser Hinsicht sind TATTOOINE definitiv ehrliche Häute.
FAZIT: Leichtfüßigkeit ist ein Attribut, das auch TATTOOINEs Debüt besser zutrifft als auf die Mehrzahl ähnlich gelagerter Platten. Die Gruppe muss sich nicht verstellen, um unbekümmertes Pop-Appeal an den Tag zu legen. Über den Erfolg des Unterfangens entscheiden andere; fest steht jedoch, dass dieses Songdutzend zum Coolsten gehört, was nicht in Großbritannien ersonnen worden ist. COLDPLAY, mit denen man befremdlicherweise verglichen wurde, treffen es weniger als amerikanische Indie-Vertreter der Marke ELBOW.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.04.2011
Karsten Gloger
Stephan Nico
Stephan Nico, Cri Kopmann
Holger Dressle
Tim Warner
Pink Ink / Radar
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01.04.2011