Zugegeben, es braucht ein ganzes Weilchen, bis man sich durch das dichte Dickicht an verdrehten Rhythmen, jähen Wechseln, mathematischen Übungen, schwersten Gitarrenwänden, fragilem Gestrüpp, wundervollen Melodien und tonalen Reibereien hindurchgearbeitet hat, denn zugänglich geht definitiv anders.
„Anders“ ist auch das Stichwort, das den progressiven musikalischen Trip, auf den uns THALAMUS mit dem zweiten Album „Mr. Avenson“ mitnehmen, am besten auf den Punkt bringt. Für Metal ist‘s zu Indie und zu alternativ. Für Alternative ist es zu Metal und zu Indie. Und für Indie ist es zu alternativ und zu Metal. Das Quartett fordert den Hörer heraus und setzt sich mit seinem fetten Sound-Arsch nicht etwa zwischen die Stühle, sondern lässt sich mit voller Wucht auf alle gleichzeitig platzen und zerstört sie damit kurzerhand.
Mit Genrenennungen oder Bandvergleichen daherzukommen, wäre demnach ungefähr so sinnvoll wie das Geradebiegen von Bananen oder Gegen-den-Wind-Pinkeln, denn beiden Vorhaben entzieht sich der Duisburger Haufen komplett. Stattdessen lassen sich die Musiker einfach gehen und lassen die Ideen aus sich heraus fließen. Klar könnte man sagen, dies erinnere vielleicht an jene Band, und das da an diese, doch wieso sollte man das letztendlich höchst eigenwillige Schaffen kaputtreden, indem man es blödsinnigerweise mit Bandlogos labelt?
FAZIT: THALAMUS liefern schlichtweg freigeistige, intelligent arrangierte Musik mit Eindringlichkeit und Gefühl, zwischen zart und hart, wild und besonnen, exzessiv und reserviert, schön und hässlich, intro- und extrovertiert – oftmals alles im gleichen Song, ohne diesen je zu überladen. Auch wenn das Schnitzel oftmals zäh zu sein scheint: Schmecken tut‘s fantastisch.
Ein Blick auf die Bandcamp-Seite der Band lohnt sich, denn dort kann man sich dieses Album und das Debüt "27" neben der Möglichkeit des Kaufes eines physischen Exemplares und des online Anhörens auch für einen Preis seiner Wahl herunterladen - ohne Grenze nach unten.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2011
Dennis Bosch, Dave Müller, Roland Kozubek, Andreas H. Bacon
LeFink Records
66:19
25.05.2011