Die Art und Weise, wie sich auf dem Cover alle Klischees zum Thema Emocore vereinen, ist schon graziös: Kapuzenkopf, langes schwarzes Pechhaar, geschlossene Augen, Rosentattoos, die des Emos zarte Seele symbolisieren, dazu eine versunkene Abwehrhaltung und wund geschlagene Fingerknöchel, die wohl eher aus dem Kampf mit einer Wand resultieren als gegen einen echten Gegner – der gemeine Emo frisst ja schließlich alles in sich hinein und lässt es dann an unschuldigen Gegenständen aus.
Ganz recht, dies ist mal wieder eine Coverinterpretationsrezension. Aber wo soll man auch sonst einen Ansatz zur Besprechung finden – bei der Musik etwa? Unmöglich, ohne selbst in Jargonklischees zu verfallen. Kurz gefasst: Jugendlichkeit wie bei LOSTPROPHETS trifft auf Metalcore-Scharfschnitt wie bei UNDEROATH, resultierend in alten „Böse Strophen, guter Refrain“-Schemata. Man sieht den Break stets kommen – er zehrt sich aus dem üblichen Wechsel zwischen annähernd tonlosem Screaming und himmelhell funkelnden Refrain-Leads, die nicht den geringsten Schmutz auf der Oberfläche dulden, dafür allerdings eine Menge Süßstoff ausschütten. Als würde einem Schwein plötzlich ein Regenbogen aus dem Hintern sprießen. Dem Bild des angepissten Jugendlichen, der zuerst mal all seinen Hass rauskotzt und sich dann in Embryohaltung selbst bemitleidet, wird damit einmal mehr alle Ehre zuteil. Variationen dessen ergeben sich allenfalls im Hintergrund durch Keyboardeffekte (in Form der momentan so populären Dance-Elemente) oder Jugendchöre, die aber ebenso sehr Klischees entsprechen wie der Rest vom Fest.
Dass die Australier in der Heimat wohl als Senkrechtstarter gelten und Roadrunner sich sein Stück Kuchen auch auf den großen Musikmärkten Europas und Amerikas abgreifen will, ist dabei nur allzu verständlich. Und dass „Youngbloods“ hierzulande nur im Downloadformat erhältlich ist, passt dabei hervorragend ins Bild: Eine wertlose Veröffentlichungsform für ein Publikum, das Veröffentlichungsformate in der Regel ohnehin nicht zu schätzen weiß – die Strategie des Labels ergibt durchaus einen Sinn, unterstreicht aber bloß den Wegwerfcharakter dieser sauber gemachten, aber seelenlosen Musik, die vermutlich im kommenden Jahr mit einem neuen Album fortgesetzt werden soll.
FAZIT: Erst mit der Liebsten auf die „Twilight“-Party und dann Nachglühen mit THE AMITY AFFLICTION. Im Vampirschmonzettenkontext gewinnt die Mucke ihrer sauberen und dynamischen Machart wegen nämlich reichlich Drive. Ist man aber einmal darüber erhaben, wird sie extrem schnell belanglos. Deswegen sollte der US- und Europa-Release besser ganz zügig einschlagen und der Nachfolger möglichst flott erscheinen, sonst ist das Eisen schneller erkaltet, als man „Youngbloods“ sagen kann.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2011
Ahren Stringer
Joel Birch (Lead), Ahren Stringer (Clean)
Troy Brady, Imran Siddiqi
Ryan Burt
Roadrunner Records
45:38
21.10.2011