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The Anabasis: Back From Being Gone

Stil: Konzeptschwulst

Cover: The Anabasis: Back From Being Gone

Expandierende Imperien sind dem Untergang geweiht, wie die Geschichte immer wieder zeigt, und wer sich überfrisst, dem ist schlecht – oder um bei der Musik zu bleiben: Viel Muckerprominenz und handwerkliche Kompetenz müssen nicht viel helfen, denn das Projekt THE ANABASIS kommt nicht einmal dazu, sich zur Blüte aufzuschwingen. Die Macher Abraham und Thompson ersticken an ihrer eigenen Zügellosigkeit und Ambition.

Die Grundanlage von „Back From Being Gone“ ist zarter Prog mit Keyboard-Versatz von US-Gepräge, wie man ihn von lieblosen Casting-Projekten des Magna-Carta-Labels kennt, wovon auch die Verpflichtung eines Ryo Okumoto zeugt. Bloß heißen die Köpfe hinter THE ANABASIS nicht Morse oder Lucassen mit Nachnamen, und kompositorisch geht ihnen jedwedes Gespür für nachhaltige, mitreißende Musik ab. „Rome“ gibt die Stoßrichtung vor: Balladeskes in Hülle und Fülle, in jeder Hinsicht ausdruckslose und Floskeln verhaftete Leadstimmen sowie Arrangements aus dem Setzkasten. Die Keyboard-Sounds klingen wie schon einmal gehört, und zwischen abgegriffenen Pomp-Riffs passend zur Hauptstadt beziehungsweise geheimnisvoll verschlungen wirkenender Motivik („Egypt“) ist kaum Platz für luftigen AOR oder narrative Passagen. Letztere brechen sich in eher abstoßenden Samples Bahn, angesichts deren Einbettung man an den Fähigkeiten der Strippenzieher zweifelt.

Hooks finden sich nicht einmal mit der Lupe, allenthalben noch im relativ knapp gefassten „Fly“, auch weil THE ANABASIS hier von der Struktur her einen völlig simplen Rocksong aufbauen. Vielleicht hätte man dies durchweg so praktizieren sollen. „Carpe Diem“ ist rhythmisch derart statisch und schreiberisch so bieder ausgefallen, dass man einschlafen mag, speziell wegen Åslys (DAMNATION ANGELS) unbeeindruckter Gesangsleistung. Ein Mega-Aufgebot an Gitarristen gibt sich auf „Back From Being Gone“ ein Stelldichein, doch der Konsument fragt sich: Wozu der Zinnober, wenn die Riffs und Leads derart hemdsärmelig wirken?

Zwischen den in Sachen Dramatik zu dick auftragenden Longtracks „Vikings“ (nette „Images And Words“-Kniefälle hinterm Mikrofon) und „Egypt“ hat sich mit „Epiphany“ die Essenz von THE ANABASIS versteckt. Mehr als diese sechs Minuten hat diese Zusammenkunft nicht zu sagen, und mehr muss der Hörer sich auch nicht geben – so brutal darf man es sagen. Das toughe Shouting gen Ende regt zum Lachen an … gewollt und ungekonnt auf allen Ebenen.

FAZIT. „Back From Being Gone“ ist eine gute Stunde Zeitverschwendung und fungiert als treffliches Beispiel für Konzeptalben, mit denen Musiker künstlerischen Selbstmord begehen. Wer nichts zu sagen hat, tut dies wenigstens laaaaaaangsam, und wer sich wirklich alles gibt, worauf man „episch“ und „progressiv“ schreiben kann, muss sich auch hier nicht erbrechen. Der Rest schont seinen Magen.

Punkte: 4/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2011

Tracklist

  1. Rome (Prologue / Back To The Future (Part 1) / The Sands Of Time (Part 1) / The Final Word / Playing With Fire)
  2. Fly
  3. Carpe Diem
  4. Vikings (Lindisfarne Abbey 793 AD / Mercia 877 AD / Along The Fjords / A Price To Pay
  5. Epiphany
  6. Egypt (The Sands Of Time (Part 2) / The End And The Beginning / Along The Nile / Back To The Future (Part 2) / The Sands Of Time (Reprise))

Besetzung

  • Bass

    Barry Thompson, Lee Abraham

  • Gesang

    Per Fredrik Åsly, Gordon Tittsworth

  • Gitarre

    Barry Thompson

  • Keys

    Barry Thompson, Ryo Okumoto

  • Schlagzeug

    Gerald Mulligan

Sonstiges

  • Label

    10T

  • Spieldauer

    73:59

  • Erscheinungsdatum

    25.11.2011

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