Was ist denn gerade in Frankreich los? THE BRIDAL PROCESSION sind nach SIDEBLAST und DANISHMENDT die dritte Band innerhalb kurzer Zeit, die wirklich gutes Material für den bekennenden Krachfetischisten abliefert. Die obige Stil-Bezeichnung greift wie häufig zu kurz, in diesem Fall sogar sehr viel zu kurz und sollte allenfalls als grobe Richtschnur betrachtet werden.
Der Opener „Overactive Minds“ verwirrt den Hörer zunächst mit komplett orchestraler instrumentaler Umsetzung, ähnlich wie vor Kurzem bei INFERNAEON gehört. Dann bricht von Jetzt auf Gleich das Inferno mit „Flesh To Flesh“ los, das in Hochgeschwindigkeit und mit Death Metal-Brutalität punktet, und während man sich auf ein schönes Death-Album freut, beginnt dieses unsägliches DIMMU BOGIR-Keyboard zu gniedeln und Entsetzen macht sich breit, da in der offiziellen Bandzusammenstellung überhaupt kein Klavierspieler auftaucht. Aber der Schock ist schnell vorüber und die zahlreichen folgenden Tasten-Einsätze sind häufig in sehr geilen Synthesizer-Sounds gehalten und sehr viel erträglicher, teilweise sogar inspiriert umgesetzt. Im Verlauf integrieren die Franzosen eine Unzahl an Metalspielarten, meist jene in denen das Wort Core vorkommt. Ungewöhnlich ist und bleibt der Einsatz von Klassik in den Keyboards, nicht grundsätzlich neu, aber im harten Core-Bereich doch selten anzutreffen. Core ebenfalls im Gesang, Experimente wie „Singen“ unterbleiben glücklicherweise, die Gitarren warten verhältnismäßig selten mit Standard-Riffs auf, auch hier ist Abwechslung angesagt. Das Gesamtbild wirkt trotz der vielfältigen Zutaten aber nicht zerfahren, alles ist sauber integriert und kompakt und macht „Astronomical Dimensions“ zu einem sehr reifen Debüt.
In The Name Of Namedropping: Aufgenommen von Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN), gemischt vom Christenspacken Tim Lambesis (AS I LAY DYING).
FAZIT: An diesen Bands mit Misch-Masch-Core hat ja der geschätzte Kollege Chris P. oft seine Freude, der Name THE BRIDAL PROCESSION sollte aber von wirklich jedem, der etwas mit Extrem-Metal anfangen kann, zumindest mal genauer in Augenschein genommen werden. Vielleicht ist „Astronomical Dimensions“ kein Meilenstein, aber für ein Debüt auffallend abwechslungsreich und gut gemacht. Respekt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2011
Fabien Clevy
Steve Garner
Tuan Nguyen, Jean-Francois Di Rienzo
Junior Rodriguez (live)
Siege Of Amida Records
39:19
07.02.2011