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The Catamaran: 51 1/4

Stil: Vom Ozean inspirierter Stoner- & Blues-Rock

Cover: The Catamaran: 51 1/4

Bekanntlich versteht man unter einem Katamaran ein Boot mit zwei Rümpfen, das sich durch diese Parallelität erst auf dem Wasser halten kann.
Weniger bekannt ist in der Musikwelt wohl THE CATAMARAN, eine Schweizer Band aus dem Kanton Bern, die gleichfalls wie besagtes Boot ihre musikalische Ausrichtung auf zwei Rümpfen verankert: dem kalifornischen Stoner- und dem ursprünglichen, extrem gitarrenlastigen, leicht psychedelischen Blues-Rock! Ganz Ähnliches gilt wohl damit auch für ihre musikalischen Inspirationsquellen, die sich mit KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE deutlich aus den Tiefen des vom Ozean inspirierten Stoner-Blues-Rocks, wie CATAMARAN es selbst beschreiben, erheben.

Die Altstadt von Bern umgibt die Aare, der größte Schweizer Fluss und lässt den Kanton ein wenig wie eine Insel erscheinen, wodurch ein Katamaran sicherlich eine gelungene Anschaffung ist. Musikalisch wird der Kanton wohl von THE CATAMARAN erobert werden, denn wer „51 1/4“ hört, wird durchaus beeindruckt sein und zur Erkenntnis gelangen, dass es eigentlich keinen Grund geben dürfte, dass so ein Album untergeht. Nur wer wohl wird diesen Worten größere Beachtung schenken, wenn sie von einem Kritiker kommen, der im sächsischen Riesa an der Elbe Anker geworfen hat? Hoffentlich alle, die zwar nicht unbedingt Katamaran fahren, aber bevorzugt spannende Musik hören, die auch gerne an die guten Sechziger- und Siebziger Jahre erinnert, in der dem Rock statt einem Überschuss an Rhythmen der Überschuss an musikalischen, durchaus auch mal disharmonischen Freiheiten, die auf rockenden Gitarren, fetten Bässen und geilem Gesang basierten, zueigen war!

Schon die Tatsache, dass Einfallsreichtum bei den Schweizern groß geschrieben wird, beweist die wohl schwerste CD, die ich je erhalten habe. „The Catamaran“ ist zwar in einer Papphülle verpackt, welche allerdings durch einen unzerstörbaren, flexiblen Einsatz verstärkt wurde, den man beispielsweise in Motorradkombis im Schulter-, Ellbogen-, Hüft- und Kniebereich einfügt und die lebensrettend bei einem Sturz wirken können. Eine verrückte und sicher auch recht teure, aber in dieser Art wohl noch nie dagewesene Idee. Wer sich sowas einfallen lässt, der will wohl darauf hinweisen, dass er auch bei der Musik, die dermaßen todsicher verpackt ist, ganz besondere Ansprüche stellt.

Und damit wären wir schon bei „Diamond Water“ - der Eröffnungssong von „51 1/4“, der wirklich gleich ein Diamant auf dieser CD ist. Schwer psychedelisch beginnend, steigert er sich bis zu einem Saxofon-Solo, das es locker auf die frühen Alben von VAN DER GRAAF GENARATOR geschafft hätte. Ein grandioser Einstieg, der Erwartungen weckt. Geht diese psychedelische Stimmung weiter? Nicht ganz, denn nunmehr besinnen sich die musikalischen Schweizer auf ihre eigen“köpfig“ geschaffene Schublade, der ab diesem Zeitpunkt leider das faszinierende Saxofon abhanden kommt: Ocean Inspired Stoner Rock. Eine Kategorie, die auch als Fette-Gitarren-und-fetter-Bass-inspirierter-Rock, bezeichnet werden könnte, natürlich ohne das mal treibende oder auch nur den Rhythmus vorgebende Schlagzeug zu vergessen. Allerdings gibt es auch hier eine Besonderheit, nämlich den immer wiederkehrenden DOORS-Gedächtnis-Style, der dem Album unglaublich gut tut. In „Pleaze Be Wicked“ werden sogar Erinnerungen an die frühen RED HOT CHILI PEPPERS wach. Dazu kommt der sehr intonationssichere und in den unterschiedlichsten Ton- und Stimmungslagen daherkommende Gesang, der einen zusätzlichen, ganz besonderen Reiz von „51 1/4“ darstellt.

Da bleibt einem Kritiker eigentlich nur noch die Feststellung übrig: „Tolles Debüt-Album – weiter so!“

FAZIT: Ein Missverständnis, das natürlich mal wieder mit einer Frau verbunden war, führte im September 2007 zu der glücklichen Gründung von THE CATAMARAN. Welch Glück musikalischer Art dieses Missverständnis hervorbrachte, ist auf beeindruckende Weise auf „51 1/4“ zu hören: Stoner-Rock, mal laut, mal leise und bis auf wenige Ausnahmen immer voller Ideen und Überraschungen! Mit einem weiteren Einsatz des Saxofons hätte es von mir noch einen Punkt mehr gegeben, trotzdem gilt: Let's open the DOORS to THE CATAMARAN!

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.06.2011

Tracklist

  1. Diamond Water
  2. Jungle Soul
  3. Sicilian Theme
  4. Barracuda
  5. Moonless Sun
  6. Pleaze Be Wicked
  7. Summerride
  8. A Em
  9. Organic Chill
  10. If You Had A Fast Car
  11. Bonafide

Besetzung

  • Bass

    Sarah Zaugg

  • Gesang

    Saul de Angelis

  • Gitarre

    Jakob Philipp, Nicolas Phython

  • Schlagzeug

    David Lozer

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    51:13

  • Erscheinungsdatum

    20.05.2011

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