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Es ist angebracht, das Fazit vorwegzunehmen. Die Höchstnote von 15 Punkten wird unter diesem Review stehen, verbunden mit der Feststellung, dass "The Thousandfold Epicentre" für den Verfasser dieser Zeilen das Album des Jahres ist. Und warum das so ist, soll natürlich ausführlich dargelegt werden, denn leichtfertig darf diese Punktzahl nicht vergeben werden, will man sich nicht unglaubwürdig machen.
THE DEVIL'S BLOOD sind bekanntlich eine Band, die von ihren Fans kultisch verehrt und mit beinahe religiöser Hingabe gefeiert wird. Was wiederum nicht verwundern kann, denn die Hingabe und die Leidenschaft, mit der vor allem Gitarrist und Songschreiber SL hinter seiner Sache steht, kann sich durchaus auf den Hörer übertragen. Es ist dabei völlig unmaßgeblich, ob man seine Ansichten zur Welt und dem dahinter teilt oder nicht, man merkt aber, dass dahinter eine authentische Spiritualität steckt, die ihren Widerhall in der Musik von THE DEVIL'S BLOOD findet. Und so kann es letztlich auch nicht verwundern, dass man von dieser Musik völlig in den Bann gezogen wird, wenn die eigene Spiritualität angeregt wird. Das kann man durchaus als irrational bezeichnen, doch letztlich kommt es bei Musik, wie bei jeder anderen Form der Kunst ja darauf, was sie in einem auslöst. Und so kann man es auch niemandem zum Vorwurf machen, wenn man mit dieser Musik eben nichts anfangen kann und nicht verstehen kann, wie jemand anders völlig begeistert davon ist. Falsch ist es jedoch, THE DEVIL'S BLOOD spielerische Mittelmäßigkeit und fehlendes Songwritingtalent vorzuwerfen.
"The Thousandfold Epicentre" bietet alles, was man an THE DEVIL'S BLOOD lieben kann. Kurze, eingängige Songs, die schnell ins Ohr gehen, längere Nummern, bei denen die ausufernde Gitarrenarbeit mehr in den Vordergrund gerückt wird und psychedelische Passagen, die an Jam Sessions erinnern. Und dann immer wieder diese unwiderstehlichen Gesangs- und Gitarrenmelodien, die nicht besser zu machen sind. Um jedoch nicht auf der Stelle zu treten, hat SL den Sound seiner Band um Elemente erweitert, die man nicht erwartet hat. Streicher, Bläser und Klavier werden behutsam, aber deutlich vernehmbar unter die Gitarrenspuren gelegt und heben die Songs damit auf ein neues Niveau. Der Gesang von F wirkt zudem auf dem ganzen Album natürlicher und offener, gelegentlich steuert SL passende Backing Vocals bei. Ganz rational betrachtet ist F wohl nicht die begnadetste Sängerin, die die Welt je gehört hat, doch eine andere Stimme will man als Liebhaber dieser Band auch nicht hören. Genau so und nicht anders müssen Musik und Gesang die Einheit bilden, die so unbeschreiblich faszinierend ist. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Produktion von "The Thousandfold Epicentre" perfekt geworden ist. Ließ das Debütalbum "The Time Of No Time Evermore" ein wenig den Druck hinter den Kompositionen missen, so wird der gleichermaßen wuchtige, wie auch klare Sound auf dem neuen Album den Songs in jeder Hinsicht gerecht.
Das sich immer weiter steigernde Intro "Unending Singularity" verbreitet zunächst düsteres Western-Soundtrack-Flair, bevor "On The Wings Of Gloria" sofort in die Vollen geht. Mit hohem Tempo legt der Song los, nimmt die Geschwindigkeit in den Strophen dann aber ein bisschen raus. Man ist geneigt, der Stimme zu lauschen, sollte aber stets mit einem Ohr auf die Gitarren achten, die im Hintergrund einen hypnotisierenden Teppich ausrollen. Zwischen den Strophen schwillt der Song immer wieder an, nach einer gebetsartigen Gesangspassage explodiert die Nummer förmlich und erreicht ihren Höhepunkt. "Die The Death" ist wie das spätere "Fire Burning" eine der kürzeren, eingängigeren Nummern, die schnell auf den Punkt kommen, in ersterer fasziniert das Akustiksolo, zweitere ist einfach nur ein unbezwingbarer Ohrwurm mit schönen DEEP-PURPLE-Orgeln. "Within The Charnel House Of Love" ist zunächst unauffälliger, offenbart mit jedem Hören aber Details, die sich ins Gedächtnis meißeln. Mit seinem pumpenden Rhythmus, der auffälligen Gitarrenarbeit und einprägsamen Gesanglinien ist "Cruel Lover" schon jetzt ein kommender Klassiker, im folgenden "She" liegt die Betonung sogar noch stärker auf der Stimme von F, der einfach gehaltene Song beweist im Refrain gar ABBA-Qualitäten. Orchestral ist der Übergang in den Titeltrack, einen Song, der trotz seiner neun Minuten zu keiner Sekunde langatmig ist, ebenfalls ein Kunststück, das nur wenige Bands so perfekt beherrschen.
Die letzte halbe Stunde, bestehend aus "Everlasting Saturnalia", "The Madness Of Serpents" und "Feverdance", macht es dem weniger geduldigen Hörer etwas schwerer. Bis auf den treibenden Anfang von "The Madness Of Serpents" mit Rock'n'Roll-Klavier, sind viele Passagen sehr ruhig gehalten. Viel Psychedelik, viel Raum zur vermeintlichen Improvisation, aber auch die Möglichkeiten, sich komplett in diesen musikalischen (Anti-)Kosmos fallen zu lassen und aufmerksamen Ohres den Künsten von SL und seinen Mitmusikern zu lauschen. Auch diese Seite von THE DEVIL'S BLOOD begeistert und fasziniert. Damit ein Album wirklich rundum perfekt ist, muss auch das Artwork perfekt sein. Außen von schlichter Schönheit, regiert im Inneren der optische Wahnsinn mit einem surrealistischen Bild pro Song.
FAZIT: "The Thousandfold Epicentre" macht süchtig und ist ein Album, das man immer und immer wieder hören möchte, selbst wenn man glaubt, dass man es schon in- und auswendig kennt. THE DEVIL'S BLOOD haben sich und ihre bisherigen Werke noch einmal übertroffen. Rockmusik in wunderschöner Perfektion.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.10.2011
F
SL
Ván / Soulfood
73:56
11.11.2011