Auf die norwegischen Klangavantgardisten ULVER ist Verlass, und zwar in vielerlei Hinsicht: Sie versorgen den Freund unkonventioneller und intensiver Sounds regelmäßig mit Neuem, treten niemals auf der Stelle, und die Qualität der akustischen Skulpturen ist durchweg sehr hoch.
Erinnern der Opener „February MMX“ sowie der Folgetrack „Norwegian Gothic“ noch an den einen oder anderen Track vergangener Alben, probieren Rygg und Co. mit „Providence“ eine Symbiose aus leicht gotischen Sounds, etwas Ambient, Klassik und Soulgesang, welchen eine gewisse Siri Stranger liefert. Und was soll man sagen? Es passt, es berührt das Innere, es verzaubert regelrecht. „September IV“ beginnt dann noch eher so, wie man die Band zuletzt kannte, bis das Stück gegen Ende verspielter, experimenteller und turbulenter wird – selbst pulsierende Electronica sind im Spiel und verleiht dem Album einen lebendigen Mittelteil. Wie gut Ambient, Drone, Noise und harmonischer, typischer Avantgarde-ULVER-Stoff á la „Perdition City“ miteinander funktionieren, zeigt daraufhin „England“.
„Island“ hingegen ist der offensichtlich ruhigste Song des zehnten Longplayers und bezaubert mit zerebralcineastischer Wirkung, indem ozeanweite, sanfte Melodien den Hörer auf der Oberfläche wiegen. ULVER wären aber nicht ULVER, wenn da gegen Ende nicht doch noch der experimentelle Dreh mit elektronischem Geflibber wäre. Doch der kleine „Schock“ wird mit der klangcollagenartigen, mit Spoken Words versehenen, fast 15-minütigen Behandlung „Stone Angels“ wieder kuriert.
FAZIT: Diese Band wird immer speziell bleiben, und daran ändert auch „Wars Of The Roses“ nichts. Klar wird dies immer eine Begrenzung der Klientel mit sich bringen, aber die wohlwollenden Stimmen außerhalb bestärken die Norweger in ihrem Tun. Dieser Idealismus zahlt sich letztendlich aus. Sowohl für Fans als auch für die Band selbst.
P. S.: Was DEPECHE MODE-/SWANS-/COCTEAU TWINS-Produzent John Fryer für vorliegendes Werk am Mischpult abgeliefert hat, sowohl bezüglich Produktion als auch bezüglich Mix, gehört zu den besten Arbeiten, die meine Person jemals gehört hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2011
Daniel O‘Sullivan
Kristoffer Rygg
Daniel O‘Sullivan
Tore Ylwizaker, Daniel O‘Sullivan
Kristoffer Rygg (Programming), Tore Ylwizaker (Ptograming), Jøn H. Sværen (Diverses)
Jester Records/Kscope
45:32
29.04.2011