Nach kurzem Intro fühlt man sich im verhallt dissonanten Soundbett VALBORGs gleich wohl. Die Klangfabrik Zeitgeister leistet dennoch einmal mehr keineswegs Fließbandarbeit.
"Astral Kingdom" bietet vor der unverkennbaren Handschrift des Gitarristen gesanglich Eindringliches von beschwörerischen Worten bis hin zu dringlichen, fast klassisch metallischen Gefühlsbekundungen. Der Hintergrund bleibt indes teilweise minimalistischer, wiewohl schwerer Doom mit zahlreichen Brüchen, die VALBORG auch auf dem Vorgänger herrlich unvorhersehbar gemacht haben. Dementsprechend zäh klingt der Opener (nach kurzem Intro) auch aus.
"Battlefield Of Souls" erfüllt die angesichts des Titels aufkommenden Erwartungen, ist einerseits martialischer Post-Doom (definiert ihn euch selbst; ihr wisst, was damit gemeint ist), indes nicht ohne Geist. Gleichzeitig fungiert der Name als textliches Mantra, das dem Track etwas einem Zwischenspiel Ähnliches angedeihen lässt. "Exterminator" bleibt weitgehend instrumental, und wenn Gesang erklingt, so völlig entrückt, auf dass selbst VALBORGs ständiger Fürsprecher Tom Warrior sich noch ein Scheibchen abschneiden möge - zumal "Barbarian" und auch der Rest des Schaffens dieses Kollektivs weitaus abwechslungsreicher klingt als das Betätigungsfeld des Schweizers … liegt andererseits auch in der Natur der TRIPTYKONschen Sache.
"Amethystine Skies" geht als sperrigster Song durch - mit Krächzen und Sprechgesang versehen eingedenk gedehnter Leads zum Ende hin, nach welchen man sich fragt, wo der eigentliche Song verblieben ist. Obwohl: Eingebettet in die beiden Flankenstücke ergibt der Brocken durchaus Sinn. Klingt der Titel "Dead Flowers On A Demon Grave" danach noch nach Grützegothic, gelingt VALBORG hiermit in Wirklichkeit ein gleichwohl düsteres Glanzlicht, ebenfalls auf lange Strecken hin gesangsfrei und mit kratzig verstörenden Untertönen versehen (ist eine Geige, nicht wahr?). Text mitlesen und sterben, bitte …
"Phlegethonian Stream" fließt wie eben jener Richtung Hades und mag das in sich stimmigste Lied auf "Barbarian" sein, da es kaum abwegige schlenker verzeichnet. Das lange "Towering Clouds" changiert zwischen Lavastrom und bedrohlicher Theatralik, speziell im Gesangsdepartement. Überhaupt muss man VALBORG zugutehalten, dass sie speziell in diesem Bereich gehörige Fortschritte gemacht haben und nunmehr weit häufiger für Hooks (nein nicht im Sinne poptodesmetallischer Hitschreiber) sowie emotionale Abwechslung sorgen. "Showing the world their powers … showing the world their powers …” Äh, ja …
"Iron Dreams" ist das sphärisch vor den Kopf stoßende Intro zu einem ebenfalls nicht erwarteten Leisetreter mit eindringlichem Klargesang und sehr harmonischen Tönen. "Samantha Alive" berührt derart, dass man der Hymne gern einen Altar zur Verarbeitung abgründiger Liebschaften errichten mag, auf dass bessere Beziehungen folgen mögen. Andererseits: Was wären die Welt und nicht zuletzt Musik der Marke VALBORG ohne die Grausamkeit des Lebens? "Kick it!", rotzt es zwischendurch, und von einer tatsächlichen "Last Silence" will man nach dieser Runde aufregender Musik nichts wissen.
FAZIT: VALBORG etablieren sich inmitten des Zeitgeister-Kaders als neben KLABAUTAMANN vielleicht stärkstes Outing des Klüngels und zeigen auch international, was eine Harke ist. Das Ausland wird allmählich wach, und wir gönnen es Kolf nebst Schergen. "Barbarian" bleibt unterdessen ein stimmungsvoller Höhepunkt, der den Schulterschluss aller nur erdenklichen Spielarten harter, dunkler Gitarrenmusik wagt und gewinnt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2011
Jan Burckard
Christian Kolf, Jan Burckard
Christian Kolf
Florian Toyka
Zeitgeister
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30.04.2011