Neues Spiel, neues Glück: Die nächsten zehn Veröffentlichungen von Metronomicon Audio haben die Herzen der Klientel erwärmt, also steht eine weitere Werkschau aus Norwegen an, diesmal als in ein Poster eingeschagene CD. Hoch die Tassen!
KOPPEN & CENTER OF THE UNIVERSE reichen zu Beginn einen geschmacklich grenzwertigen Rap ein, der musikalisch mit orientalischen Klangelementen spielt, ansonsten aber in seinem minimalistischen Gestus an Hip Hop alter Schule gemahnt. In diese Kerbe schlägt auch HANNY diesmal, die gleichzeitig genauso wie S.L.Y.C. allzu klischeehaftem Weibchen-Indie eine Absage erteilt. VERNON LENOIR vereint Afrikanisches mit Lateinamerikanischen, und bei MAGNUS MORIARTY™ balladieren ausnahmsweise Mariachi. PILEMIL gerieren sich anders als auf dem letzten Sampler nicht mehr eindeutig folkig, wohingegen YOREYOLK sachten, aber kantigen Alterna-Sound auffahren.
SATANICPORNSHOP sind nicht die einzigen alten Bekannten und Nicht-Skandinavier auf "5.0". Ihr Sprechsing wird in Sachen Schrulligkeit nur noch von HANS ICE getoppt, der Pornosounds mit allerlei Tiergeräuschen und knarrenden Gitarren inklusive Krümelmonstergesang verquert. HOTENTOT APRON bieten puren Elektrosound mit allerlei Klicken und Piepen, die ebenfalls im Labelkontext angestammte Adresse CYRANOARMAGEDDON eine Gegenüberstellung desselben mit Spacerock und Ambient. "Super nintendo chalmers" ist ein selbstredender Titel für TOSHYBOTs 8-Bit-Experimente; dadurch und eingedenk "Bosphorus Coco Bryce high energy rewerk" tendiert die zweite Hälfte des Samplers stärker zum Synthetischen, was insgesamt zu einer interessanten wie stimmigen Dynamik führt.
FEATHER AND FOLLY versöhnen mit relativ gleichmäßigen, verträumten Akustikklängen zum Ende hin, und RADIO 9 liefern ein 15-minütiges Finale ab, das man fast schon als grenzsprengenden Soundtrack betrachten kann, der wirklich alle Stiltüren aus den Angeln hebt. Allein diese Schote ist die Anschaffung wert, derweil man sich wie immer bei Metronomicon auch mit dem Rest keinen Zwang antut.
FAZIT: "5.0" ist internationaler und experimenteller denn je ausgefallen, selbst für Labelverhältnisse. Wer nach fünf Sekunden wissen will, wie die weitere Musik auf Albumlänge klingen wird, sollte einen weiten Bogen hierum machen. Steht man auf Abwegiges, Neuerungen und nichtsdestoweniger Songwriting mit Herz, richten sich nach wie vor alle Augen auf Jørgen und seine Bande.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2011
Metronomicon Audio
69:17
09.09.2011