2009 erschien mit "Black Future" das Debütalbum der Phoenix-Metaller VEKTOR und wirbelte einiges an Staub auf. Umso verwunderlicher, dass sich kein größeres Label der Band angenommen hat. Hallo Nuclear Blast, Metal Blade, Century Media - ihr seid doch sonst immer so fix dabei, wenn es darum geht, hoffnungsvolle Newcomer abzugreifen. So erscheint auch das Zweitwerk "Outer Isolation" beim kleinen amerikanischen Label Heavy Artillery. Vom Debüt war der Verfasser dieser Zeilen zwar auch schon recht angetan, doch Zeitmangel sorgte dafür, dass die ausführliche Beschäftigung mit "Black Future" ausblieb, doch angesichts der Qualitäten von "Outer Isolation" wird das nachgeholt.
VEKTOR sind ihrem Stil erwartungsgemäß treu geblieben und hauen auch mit "Outer Isolation" ein progressives Thrash Metal Album heraus, das die Anhänger von Bands wie VOIVOD, WATCHTOWER und ATHEIST mehr als nur zufrieden stellen sollte - wer VEKTOR schon kennt und zurecht begeistert war, wird auch mit dem neuen Album überaus glücklich werden. Der Band gelingt es auf beeindruckender Art und Weise, technisch anspruchsvollen und eleganten Thrash Metal so darzubieten, dass die Songs trotz aller spielerischen Finessen stets nachvollziehbar bleiben. So wird man quasi gezwungen, trotz permanenter Maulsperre die Rübe zu schütteln. VEKTOR agieren niemals kopflastig, sondern kanalisieren ihre Fingerfertigkeiten in energische und aggressive Musik, dazu trägt das kehlige Gekeif von Frontmann David DiSanto erheblich bei. Teilweise schon fast in schwarzmetallische Sphären vordringend, überrascht er aber auch immer wieder mit krassen spitzen Screams, die traditionell-metallischer wirken. Voll und ganz überzeugen kann auch die raue, bodenständige Produktion von "Outer Isolation", die dafür sorgt, dass Album nach nichts anderem klingt als reinrassigem Metal.
Neben der Tatsache, dass VEKTOR es scheinbar mit Leichtigkeit schaffen, richtig gute Songs zu schreiben, sticht natürlich die sagenhafte Gitarrenarbeit heraus, die Band zündet ein Saitenfeuerwerk nach dem anderen und begeistert damit uneingeschränkt. Man muss sich nur mal anhören, was für abgefahrene Riffs und Leads den zweimal sechs Saiten in "Tetrastructural Minds" entlockt werden, um in Verzückung zu geraten. Der verspielte, recht melodische Song hat einen melancholischen Unterton und ist einer der vielen Höhepunkte auf "Outer Isolation". Mut beweisen VEKTOR damit, einen Zehnminüter an den Anfang des Albums zu setzen. "Cosmic Cortex" startet mit einem düsteren Akustikintro und dramatischen Riffs und legt dann schnell an Tempo zu, um es in der Folge immer wieder zu variieren. Dazu riffen die Gitarren leicht dissonant, der Blast-Refrain ist markant und Maschinengewehr-Drumming peitscht an. Über ein schweres Midtempo-Ende mit leichter Black Metal Atmosphäre geht es weiter zu "Echoless Chamber", dass nicht nur im Titel, sondern auch im Refrain dezent an EMPEROR erinnert. Starke Soli runden den etwas gebremsteren Song ab.
Während "Dying World" und "Dark Creations, Dead Creators" nach den ersten paar Durchläufen nicht ganz so zwingend erscheinen, wie der Rest des Materials auf "Outer Isolation", werden Prog-affine Thrasher ihre helle Freude an "Fast Paced Society" haben, der Songs ist jazzig, dissonant, sperrig und abgedreht. "Venus Project" und der am Ende platzierte Titeltrack sind wiederum starke Songs, die mit den Trademarks abgepfiffene Gitarren und sinnvoll platzierte Variationen der Geschwindigkeit überzeugen. Ob man letztlich die pfeilschnellen Parts oder das gebremstere Tempo bevorzugt, ist dabei reine Geschmackssache, VEKTOR haben beides drauf. Wobei die flotten Parts schon noch ein bisschen geiler sind...
FAZIT: Technischer Thrash Metal, der weder die spielerische Raffinesse missen lässt, noch die Aggression, die das Prügelgenre ausmacht - das haben VEKTOR auch auf "Outer Isolation" so gut drauf wie derzeit kaum eine andere Band. Bleibt also nur zu hoffen, dass die Band für ihre Arbeit auch gebührenden Lohn ernten wird.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2011
Frank Chin
David DiSanto
David DiSanto, Erik Nelson
Blake Anderson
Heavy Artillery
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22.11.2011