„Ein Akustik-Pagan-Folk Projekt aus Thüringen“ steht also hinter dem Namen WALDTRAENE und einem schön gestalteten Cover. Während zu Regentropfen ein Didgeridoo tönt und damit eine Untermalung für das gesprochene Intro bietet. Mutet das noch etwas seltsam an, übernehmen dann Gitarre und Flöte, die über das gesamte Album die Hauptinstrumentalisierung stellen. Der erste Vers wird noch solo von der Sängerin besungen, der Refrain zweistimmig. Und das klingt auch recht gut, der männliche Sologesangspart dagegen mag nicht so recht begeistern. Ein Kauz schuhut dann in den zweiten Song, der im Bereich des Pagan und Mittelaltermusik (allgemein bezeichnet) in ähnlicher Form schon recht oft vertont wurde. In diesem Fall brennt „ein Feuerlein“ nicht für Gendarme oder Söldner, sondern für die Skalden, weil die Nacht ja kalt ist.
Über den zugrunde legenden Text des nächsten Lieds könnte man stundenlang referieren. „Balmung“ ist die Bezeichnung des Schwert Siegfrieds im Nibelungenlied. Auch hier sind die stärksten Momente die, in denen zweistimmig gesungen wird. Neuheidnische Texte auf vorwiegend normalem Hochdeutsch mit Bezug auf „kelto-germanische Vorfahren, deren Glauben und Sagen, sowie Naturspiritualität“ (Auszug Promo-Text) bringen aber eine gewisse Gefahr mit sich: schnell driftet man ab in Klischees und fehlende Authentizität. Natürlich darf man in einem solchen Zusammenhang Odin (Wotan) und Walhalla nicht unerwähnt lassen. Zugute halten darf man der Band, dass keine groben, offensichtlichen Schnitzer bei den Lyrics vorhanden sind (was den Bezug auf die Mythologie betrifft). Allerdings ist ein „tari, tara, tarallala“ bei einem melancholischen Stück (mit einer sehr schönen Gitarrenspur, allerdings weniger schönem Sologesang) wie „Einsamer Wolf“ aus meiner Sicht nicht unbedingt angebracht. Das Titelstück wird von Waldgeräuschen eingeleitet, die abrupt deutlich leiser werden, um von der Gitarre erst unterstützt und dann abgelöst werden. Später folgt noch ein Gewitter, erneut das Didgeridoo und der Abschluss des Songs. Ein vertontes Gedicht von Felix Dahn geht dann recht spurlos an mir vorbei, bevor zum Ende hin noch eine Überraschung wartet: verzerrte Gitarren eröffnen das letzte (und längste) Stück und setzen einen starken Kontrast zum restlichen Album.
FAZIT: Okay, das Fazit fällt mir dieses Mal besonders schwer. Wir haben eine gute Grundlage durch den Einsatz der Instrumente (wobei mir das Didgeridoo nicht immer sinnvoll eingesetzt scheint) und eine fundierte Basis von textlichen Hintergründen. Allerdings wirkt der Gesang oft emotionslos, nicht deutlich ausgeprägt, wenig spannend und ohne Alleinstellungsmerkmale. In den zweistimmigen Parts dagegen klingt es meistens ganz ordentlich bis gut. Aber eben auch nur meistens. Für jemand, der mehr Berührungspunkte mit der Mythologie hat, gibt es sicherlich mehr zu entdecken. Für mich gab es allerdings kaum Stellen, die mich wirklich aufhorchen ließen. Der gebotene Akustik-Pagan-Folk ist mir zu oft zu fad. Schade eigentlich, denn es gibt ein paar gute Ansätze.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2011
Horda, Knoepfchen
Horda
Knoepfchen (Flöte)
Asatru Klangwerke
58:21
02.12.2011