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Wenn man die Zeitspannen betrachtet, die zwischen den ersten drei Studio-Alben von WHILE HEAVEN WEPT („Sorrow Of The Angels“ – 1998, „Of Empires Forlorn“ – 2003, „Vast Oceeans Lachrymose“ – 2009) und dem aktuellen Werk liegen, könnte man fast schon von einem Schnellschuss sprechen. Nach den Informationen im Booklet sind aber auch die neuen Songs über viele Jahre hinweg entstanden und verfeinert worden. Demnach ist „Fear Of Infinity“ zumindest nicht übereilt auf Druck des neuen Labels entstanden, sondern der Wechsel zu Nuclear Blast hat durch die entsprechende organisatorische und finanzielle Rückendeckung eine zügigere Arbeitsweise ermöglicht, als das in der Vergangenheit der Fall war, in der Mastermind Tom Phillips seine Musik unter weit schwierigeren Umständen am Leben erhalten musste.
Und von einem Qualitätsabfall ist beim Opener „Hour Of Reprisal“ wahrlich noch nichts zu merken. In Hinblick auf Sound und Melodieführung knüpft der Song nahtlos am grandiosen Vorgänger „Vast Oceans Lachrymose“ an, die Geschwindigkeit ist dabei recht hoch, bei einigen Gitarren-Parts klingen gar leichte Black-Metal-Einflüsse an. Das nachfolgende „Destroyer Of Solace“ fällt stilistisch in die Kategorie „Verbeugung vor den frühen FATES WARNING“. Einen Song dieser Art gab es mit „To Wander The Void“ schon auf dem Vorgänger-Album zu hören. Der gefiel mir allerdings wesentlich besser, denn gesangstechnisch stößt Rain Irving bei den hohen Passagen doch an seine Grenzen. Mit dem anschließenden „Obesessions Now Effiegies“ werde ich auch nach etlichen Durchgängen nicht so recht warm. Beileibe kein schlechter Song, aber – bis auf den großartigen Bombast-Schlusspart – fehlen hier einfach die packenden Melodiebögen, die diese Band sonst so auszeichnen. Die Klavierballade „Unplentitude“ baut dagegen zunächst diese Band-typische Spannung auf, enttäuscht dann aber im Refrain. Das bloße mehrfache Wiederholen des Songtitels ist ein neues Stilelement, auf das ich auch hätte verzichten können. „To Grieve forever“ beginnt mit einem tollen Doom-Riff, geht über in eine sehr schöne Melodie auf der Akkustischen, doch dann wartet man sechs Minuten vergeblich auf einen echten Höhepunkt. Beim vorletzten Beitrag dieses erneut recht knapp ausgefallenen Albums gleicht der sehr eingängige Refrain die arg vorhersehbare Strophenmelodie einigermaßen aus, obwohl „Saturn And Sacrifice“ für mich den bisher am wenigsten berührenden WHILE HAVEN WEPT-Song überhaupt darstellt. Würde „Fear Of Infinity“ nicht durch den großartigen Longtrack „Finality“ abgeschlossen, müsste man fast von einer kleinen Enttäuschung sprechen. Aber hier wird noch einmal alles aufgeboten, was die Klasse dieser Band ausmacht: Gänsehaut-Melodien, Epik und Dramatik. Ganz große Kunst.
FAZIT: Wider Erwarten ist das vierte Studio-Alben von WHILE HEAVEN WEPT eine etwas zwiespältige Angelegenheit geworden. Neben gewohnt großartigen, packenden Epik-Hymnen, die nahtlos an die bisherigen Großtaten der Band anknüpfen, macht sich in der Mitte des Albums so etwas wie Routine breit. Bei einigen Songs fehlen einfach die mitreißenden Ideen und Spannungsbögen, die auf den Vorgängern eigentlich durchgängig vorhanden waren. Zudem sucht man diesmal auch einen Übersong wie „Vessel“ vergeblich. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich den drei bisher erschienen Alben eindeutig den Vorzug gegenüber dem vorliegenden Werk geben. Bleibt zu hoffen, dass das Album im Langzeittest noch weiter wächst.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.05.2011
Jim Hunter
Rain Irving
Tom Phillips, Scott Loose
Michelle Schrotz, Jason Lingle, Tom Phillips
Trevor Schrotz
Nuclear Blast / Warner
37:07
22.04.2011