Die wahren Nachlassverwalter ADRIAN BORLANDs mit ihrem ersten Live-Album. Keine Drums, kein Bass, stattdessen akustische und nur dezent elektrische Gitarren, Keyboards, Programming und Carlo Van Puttens wehmütiger Gesang. Das ist nicht mehr die Ballade vom traurigen Pianisten, sondern vom traurigen Trio und seinem Vorsänger. Knappe Ansagen, manchmal auf Deutsch, klar, warum nicht, war schließlich ein Heimspiel 2010 in der Gallerie Message in Mönchengladbach. Gedenken an JIM MORRISON (nur textlich) und ADRIAN BORLAND, von dem immerhin zwei Songs auf „Spinning Webs At Night“ stammen. „Walking In the Opposite Direction“ sowie der THE-SOUND-Klassiker „Silent Air“.
Naturgemäß ist das eine sehr intime Sache, wenn die drei Musiker, bisweilen reduziert auf akustische Gitarre und Gesang, ihre Ausflüge in die dunklen Regionen der Seele und des Geistes unternehmen. Berührend und direkt die Wirkung, klanglich leider etwas pappig-blass, was die Unmittelbarkeit der Lieder und Texte aber betont. Selten wird das Tempo ein bisschen angezogen („Glittering Green“), meist spielen WHITE ROSE TRANSMISSION mit jener ruhigen Abgeklärtheit, die tiefere Gefühle von Angst bis Aggression so weltgewandt verbirgt. Die zutiefst melancholischen Songs wirken nie trostlos, sondern besitzen eine Kraft, die selbst dann erstrahlt, wenn die Geschwindigkeit ganz herunter gedrosselt wird. In den besten Momenten könnten Carlo Van Putten und seine beiden Mitstreiter einzelne Töne minutenlang stehen lassen, und es würde trotzdem nach innerem Aufruhr klingen.
FAZIT: Ob WHITE ROSE TRANSMISSION, die DEAD GUITARS, THE CONVENT oder auch BORN FOR BLISS; all diese Bands spielen eine Variante dunkler, verstörender und betörender Musik, die mit standardisiertem Gothic-Rock nichts am Hut hat. Weyzig, Keijser, und Van Putten bewegen sich in jeglicher Erscheinungsform auf einem eigenständigen Level.
Höhepunkt ist die zurückhaltende und ergreifende Version von „Silent Air“, die elf, bzw. mittlerweile zwölf Jahre nach ADRIAN BORLANDs Tod, immer noch bewusst macht, welch schmerzlicher Einschnitt sein Selbstmord war und ist.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2011
Carlo Van Putten
Frank Weyzig, Rob Keijzer
Frank Weyzig
Frank Weyzig
Echozone
63:51
06.05.2011