WINTERSTORM? Der Bandname war mir doch vor einigen Monaten schon mal unter die Augen gekommen. Und richtig: das Debutalbum "A Coming Storm" haben die Bamberger Mitte vergangenen Jahres veröffentlicht. Nun sind sie erfreulicherweise bei einem Label untergekommen, das "A Coming Storm" nochmal einer angemessenen Promotion zukommen lässt.
Überhaupt sind WINTERSTORM eine recht erfrischende Erscheinung in der heutigen Metal-Landschaft. Obwohl man sie größtenteils in die Schublade des epischen Power Metal stecken kann, versteifen sich die Oberfranken nicht darauf. Sie schwenken im Laufe des Albums zeitweise anteilig zum Folk Metal über, tangieren dabei den Viking Metal, hauen dem Hörer eine astreine Humppa-Nummer um die Ohren, um zum Ende des Albums in das angestammte Genre zurückzukehren.
Doch los geht es nach dem atmosphärischen Fantasy-Intro "A Coming Storm" mit schön melodischem, epischem und leicht symphonisiertem Power Metal. Bereits hier bei "The Final Rise" und "A Wizard's War" offenbaren die Bayern ihre kompositorische Klasse. Nach dem Interlude "March On The Peaks" tauchen bei dem vielleicht besten Stück des Albums "Winterheart" die ersten Folk- und Vikinganleihen auf. Ähnelt ein klein wenig hymnischen ENSIFERUM-Kompositionen, und steht dem großen Vergleich songwriterisch auch in nichts nach. Hervorragend finde ich dabei, wie bei dem Track Folk-, Viking-, Epic- und Symphonic-Elemente miteinander kombiniert werden.
Bei "Fortune's Blood" werden die Folkanteile etwas stimmungsvoller und opulenter rübergebracht, was mich unwillkürlich an ALESTORM (minus schunkeln) oder KIVIMETSÄN DRUIDI erinnert. "Climb The Highest Mountains" beginnt besinnlich und balladesk, bekommt mit Fortdauer aber auch noch einen episch-nordischen Touch. Mit dem trink- und feierfreudigen "Winterhumppa" hält dann schließlich doch noch die Schunkellaune Einzug. Aber selbst KORPIKLAANI könnten das kaum besser zelebrieren. Zum krönenden Abschluss kehrt man mit "Thirst Of Revenge" wieder zum episch-symphonischen Power Metal zurück und schließt den Kreis der stilistischen Überraschungen.
FAZIT: "A Coming Storm" ist ein Album, das mir als Anhänger all der beteiligten Genres sehr gut gefällt. Es könnte bei anderen Hörern aber durchaus ein bisschen polarisieren, da sich WINTERSTORM doch reichlicher Einflüsse bedienen, noch keine ganz klare Linie gefunden zu haben scheinen (wollen sie das überhaupt?) und vielleicht auch eine überraschende Wendung (der Humppa-Song) zu viel auspacken. Dennoch finde ich "A Coming Storm" gerade auch deshalb spritzig und erfrischend, weil seine Entwicklung so unvorhersehbar ist. Und am technischen und kompositorischen Können der Franken gibt es nichts zu zweifeln.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2011
Peter
Alex (Lead Vocals), Michi, Armin, Seb
Michi, Armin
Seb
Finest Noise Releases
44:08
04.04.2011