Eine erstaunliche Weisheit legen die Ungarn WISDOM im Zuge der Veröffentlichung ihres zweiten vollständigen Albums „Judas“ an den Tag: „Heutzutage ist es fast unmöglich, etwas komplett Neues zu machen, aber es ist immer noch möglich, etwas fantastisches zu erschaffen.“ Weise Worte, die die ungarischen Melodic-Power-Metaller erfreulicherweise auch musikalisch umzusetzen in der Lage sind.
Denn ihr melodischer Metal, der mit erstaunlich sicheren Chören und ausgeklügelten Gitarrenmelodien daher kommt, klingt so reif inszeniert, dass man denken könnte, hier hat man es mit einer Band aus Skandinavien zu tun, die schon ihr siebtes oder achtes Album aufgenommen hat. Stellt euch einen Mix aus YNGWIE MALMSTEEN (ohne Gniedelgefiedel), HAMMERFALL (mit deutlich weniger Käsepathos), TAD MOROSE und BLIND GUARDIAN der frühen 90er Jahre (im Chor-Bereich) vor, dann kommt man dem, was WISDOM hier fabrizieren, recht nahe. Die Band agiert dabei recht variabel, hat vom flotten, Double-Bass-geleiteten Dampfhammer über heavy Stampfer bis hin zu getragenen Stücken einiges im Repertoire, lediglich die Standard-Ballade fehlt. Hier und da gehen die fetten Chöre etwas zu Lasten der Dynamik der Songs, dafür weiß das gewissenhafte Arrangement zu überzeugen.
FAZIT: Wie schon gesagt: Die Magyaren erfinden das Rad des Power Metals nicht neu, aber sie sind in der Lage, aus bekannten Zutaten einen schmackhaften Mix zuzubereiten. Besonders erfreulich ist dabei, dass sie nicht den Fehler machen, alles mit künstlichen Sounds aus der Konserve zu überzuckern – hier darf die Gitarre noch ohne Zutun von Keyboard und Streichquartett wie eine Gitarre klingen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2011
Mate Molnar
Gabor Nagy
Gabor Kovacs, Zsolt Galambos
Balazs Agota
Nail Records
40:09
01.04.2011